Die SP setzt bei den Bundesrats-Wahlen auf ein Duo. Am Freitag hat die Fraktion entschieden, mit einem Zweierticket in die Bundesratswahl am 13. Dezember zu steigen. Der Entscheid fiel mit 31 zu 18 Stimmen.
Es war erwartet worden, dass sich die Partei für die Zweiervariante entscheidet. Schliesslich hatte sich auch der Parteirat der SP, sozusagen das Parlament der Partei, am Donnerstag für eine Zweierauswahl ausgesprochen. Auch ein Dreierticket wäre denkbar gewesen. «Wir möchten selbst entscheiden, wer für die SP in den Bundesrat zieht», sagt denn auch SP-Co-Fraktionschefin Samira Marti (29). Ein Zweierticket sei «ein etablierter Kompromiss» unter den Parteien. An dieser Tradition wolle man festhalten.
Sechs Kandidaten stehen zur Auswahl
Die wichtigste Frage, nämlich, welche beiden Kandidierenden aufs Ticket kommen, hat die SP indes noch nicht geklärt. Dieser Entscheid fällt erst am Samstagvormittag. Am Mittag will die Fraktion informieren.
Die SP-Parlamentarier haben sich zwischen sechs Kandidierenden zu entscheiden. Am wenigsten Chancen werden dem Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) eingeräumt. «Seine Nomination wäre die grösste Überraschung, die ich in meiner politischen Karriere erlebt hätte», sagt ein Fraktionsmitglied. Da schon jetzt vier Lateiner im Bundesrat sitzen, sind auch die Aussichten des Waadtländer Nationalrats Roger Nordmann (50) geringer.
Wer die besten Chancen hat
Die besten Chancen dürfte der Bündner Nationalrat Jon Pult (39) haben, es aufs Ticket zu schaffen. Er kann Kompliziertes in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen. So «Arena»-tauglich wie er ist sonst niemand im Kandidatenfeld. Zuversichtlich können auch der Basler Regierungspräsident Beat Jans (59), die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (45) sowie der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (56) sein.
Praktisch ausgeschlossen ist, dass mit Aebischer und Allemann zwei Berner zum Handkuss kommen – wo mit Rösti bereits ein Berner im Bundesrat sitzt und mit Simonetta Sommaruga (63) und Johann Schneider-Ammann (71) unlängst noch zwei weitere Berner in der Regierung sassen. Jans und Allemann kämpfen derweil mit dem Nachteil, dass sie seit mehreren Jahren nicht mehr im Rat politisieren und darum nicht mehr gut im Bundeshaus vernetzt sind.
Unsicherheitsfaktor Neugewählte
Doch Prognosen sind schwierig – und Überraschungen durchaus möglich. Ein grosser Unsicherheitsfaktor sind die Neugewählten in der Fraktion. Fast ein Viertel der SP-Parlamentarierinnen und -Parlamentarier sind gerade erst nach Bern gewählt worden. Und nun wählen sie praktisch als erste Amtshandlung am Samstag die beiden Bundesratskandidierenden. Um sie für sich zu gewinnen, soll es Kandidierende gegeben haben, die den Neuen gleich nach der Wahl Glückwunsch-SMS schickten. Denn: Jede Stimme zählt.
Fest steht einzig, dass es am Samstag zahlreiche Wahlgänge geben dürfte, bis die beiden Sieger feststehen.