Der Bundesrat möchte Genesenen entgegenkommen. Heute erhalten diese nur ein Zertifikat, wenn sie mit einem positiven PCR-Test belegen können, dass sie Corona hatten.
Das soll sich ändern. Neu soll man auch durch einen Antikörper-Test zum Covid-Nachweis kommen. Beweist dieser, dass im Körper noch genügend Abwehrstoffe gegen das Virus vorhanden sind, kann man das Antikörper-Zertifikat beziehen. Allerdings ist vorgesehen, dass es nur 90 Tage gültig ist – und auch nur im Inland.
«Die Impfoffensive wird unterwandert»
Noch ist das erst ein Vorschlag – die Kantone hatten bis Mittwochabend Zeit, ihre Meinung zu diesem und zu weiteren Plänen des Bundesrats abzugeben. Der Kanton Aargau spart dabei nicht mit Kritik. «Mit dem Schweizer Antikörper-Zertifikat wird die Impfoffensive unterwandert und die bisherige Argumentation, dass sich auch Genesene zum bestmöglichen Schutz einmal impfen lassen sollen, untergraben», findet der bürgerlich dominierte Regierungsrat.
Zudem könne das Antikörper-Zertifikat Genesene in falscher Sicherheit wiegen, warnen die Aargauer. Denn es sei noch nicht nachgewiesen, wie viele Antikörper da sein müssen, damit jemand ausreichend geschützt ist. Tatsächlich räumte Gesundheitsminister Alain Berset (49) vergangene Woche im Blick-Interview ein, dass man mit den Antikörper-Test «ein gewisses Risiko» eingehe.
Anstelle eines Extra-Zertifikats schlägt der Aargau vor, dass nicht nur PCR-, sondern auch Antigen-Tests für ein Genesenen-Zertifikat akzeptiert werden. Wobei das Fragen aufwirft. Denn jeder positive Antigen-Test muss mit einem PCR-Test bestätigt werden.
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Ausnahme-Zertifikat ist umstritten
Andere Kantone beurteilen den Bundesrats-Vorschlag positiver. Zwar äussern einige Regierungen Vorbehalte, eine Umfrage unter den Kantonen zeigt aber, dass viele das Antikörper-Zertifikat befürworten.
Am umstrittensten ist ein anderer Vorschlag: das Zertifikat für Personen, die eigentlich gar kein Zertifikat bekommen können. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen und testen lassen kann, soll neu ebenfalls einen Covid-Nachweis bekommen – und nicht mehr als Ersatz jedes Mal ein Arztzeugnis vorlegen müssen. Damit soll beispielsweise Veranstaltern und Restaurantbetreibern die Zertifikats-Kontrolle einfacher gemacht werden.
Viele Kantone – darunter St. Gallen, Thurgau, Zug, Graubünden, Aargau und Freiburg – lehnen die Schaffung eines solchen Ausnahme-Zertifikats ab. Das «würde dem Zweck des Zertifikats diametral widersprechen», kritisiert die Bündner Regierung. Andere Kantone geben zu bedenken, dass es Missbrauch Tür und Tor öffnen würde.
Andere Vorschläge stossen auf breite Zustimmung
Breite Unterstützung bekommt der Bundesrat derweil für seinen Plan, die Gültigkeit des Zertifikats für Genesene von einem halben auf ein ganzes Jahr zu erhöhen. Damit wäre es gleich lang gültig wie die Geimpften-Zertifikate. Allerdings wäre auch das verlängerte Zertifikat nur in der Schweiz gültig, nicht aber im Ausland – weshalb der Kanton Aargau bemängelt, dass das «heute schon unübersichtliche System» noch komplizierter würde.
Auf grossen Anklang stösst auch das Vorhaben, die Zertifikats-Vorgaben für Touristen zu lockern. Heute können Personen aus dem Ausland nur dann ein Schweizer Zertifikat verlangen, wenn sie mit einem Impfstoff geimpft sind, der in der EU zugelassen ist. Neu sollen alle von der WHO zugelassenen Impfstoffe auf die Liste kommen. Gerade touristisch geprägte Kantone begrüssen die Lockerung. Widerstand kommt derweil aus der Ostschweiz: St. Gallen und Thurgau lehnen die Ausweitung ab.
Der Bundesrat entscheidet an seiner Sitzung kommenden Mittwoch definitiv über die Zukunft des Covid-Zertifikats.