Zwölf Jahre sind genug. Auf Ende Jahr verabschiedet sich Bundespräsident und Gesundheitsminister Alain Berset (51) aus der Landesregierung. Im Interview mit der «Sonntagszeitung» verrät der Sozialdemokrat, was er am wenigsten vermissen wird: «Die jährliche Ankündigung der Krankenkassenprämien.»
Jahr für Jahr steigen die Prämien weiter an. Das ist auch an Berset nicht spurlos vorübergegangen. Er habe ebenfalls immer mal wieder Vergleichsportale studiert, erklärt er. Immerhin habe er eine fünfköpfige Familie, «da spürt man den Anstieg ziemlich direkt». Da habe er manchmal zu einem billigeren Anbieter gewechselt.
«Alles in allem haben wir es nicht so schlecht gemacht»
Vermissen werde er am meisten den Kontakt mit den vielen verschiedenen Menschen und die «grosse Vielfalt zu spüren, die es in der Schweiz gibt».
Berset sei in den zwölf Jahren Amtszeit derselbe geblieben und darauf sei er besonders stolz. Er habe viel gelernt und konnte viel an Erfahrung gewinnen. Zur Pandemie sagt er, «alles in allem haben wir es nicht so schlecht gemacht», das höre er auch oft im Ausland.
Angesprochen wird Berset im Interview natürlich auch auf sein Intermezzo mit der französischen Luftwaffe. Während eines Flugs in einer Privatmaschine hatte Berset im Juli 2022 in Frankreich eine Sperrzone überflogen, worauf zwei Rafale-Kampfjets die Cessna bei der Landung begleiteten.
Während der gesamten Aktion will Berset eigentlich nur eines gedacht haben: «Autsch.» Beim kürzlichen Staatsbesuch habe ihn der französische Präsident Emmanuel Macron (45) aber nicht darauf angesprochen, erzählt Berset. «Ich glaube nicht, dass das bis zu ihm vorgedrungen ist.»
«Keine Sorge, mir wird es nicht langweilig»
Ansonsten aber sei Bundesrat eigentlich ein normaler Job, erzählt Berset weiter: «Ich komme morgens allein ins Büro und arbeite und bin an Sitzungen, bis Feierabend ist und ich wieder heimgehe.»
Gleichzeitig aber räumt Berset ein, dass das Amt für sein Privatleben nicht immer einfach gewesen sei. Das dürfte gerade während der Corona-Pandemie der Fall gewesen sein.
Da er vor seinem Antritt als Bundesrat schon acht Jahre im Parlament war, habe er am Anfang gedacht, er wisse, wie es geht. «Als ich hier ankam, merkte ich: Eigentlich habe ich keine Ahnung, wie es wirklich funktioniert», so Berset. Alles sei sehr intensiv gewesen, er bedauere, dass der Politbetrieb immer schneller geworden sei – vor allem durch die sozialen Medien.
Für seine Zeit nach der Landesregierung setzt Berset vorerst voll auf Entspannung: «Noch mehr Musik hören, endlich wieder mehr Freunde sehen, ins Kino gehen, Bücher lesen, vielleicht auch wieder einmal Ski fahren», zählte er auf. «Keine Sorge, mir wird es nicht langweilig.» (dba)