Künstliche Intelligenz kann ganz schön dumm sein
ChatGPT hat keine Ahnung vom Bundesrat

Wer ist Albert Rösti und wie viele Jahre lang war Alain Berset Bundespräsident? Der Chatbot ChatGPT erzählt reichlich Unsinn über die Schweizer Regierung.
Publiziert: 28.01.2023 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2023 um 13:23 Uhr
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Kennen Sie diese Frau? ChatGPT hat keine Ahnung, wer Viola Amherd ist oder was sie macht.
Foto: keystone-sda.ch

Dass der Schweizer Bundespräsident Alain Berset (50) in seiner Freizeit ein Flugzeug steuert, weiss seit letztem Jahr die ganze Schweiz. Im Sommer löste Berset als Privatpilot einen Einsatz der französischen Luftpolizei aus. Die ganze Presse erfuhr von seinem Hobby und berichtete eifrig darüber.

Nur das Chatprogramm ChatGPT weiss nichts davon. Befragt man es nach der Freizeitbeschäftigung des aktuellen Bundespräsidenten, hat es keine Antwort parat. Trotzdem: Die Software gilt zurzeit als Meilenstein der künstlichen Intelligenz. Sie kann Texte schreiben und Fragen beantworten, man muss sie nur danach bitten.

Wer ist Viola Amherd?

Doch ein Blick-Versuch zeigt, dass das Programm auch ziemlich viel Blödsinn schreibt. Besonders, wenn man etwas über die Schweizer Regierung wissen will. Bei einem Test über den Bundesrat wäre das Programm krachend durchgefallen. Ein paar Beispiele gefällig?

Über Berset berichtet ChatGPT, dass er von 2012 bis 2019 Bundespräsident gewesen sei. Das ist grober Unfug. In der Schweiz gilt das Rotationsprinzip. Bundespräsidentin oder Bundespräsident ist man jeweils ein Jahr lang. Berset wird die Ehre in diesem Jahr zuteil, bereits 2018 war er während eines Jahres Bundespräsident.

Wer das Programm nach der Vizepräsidentin Viola Amherd (60) befragt, bekommt Folgendes zu lesen: «Ich habe keine Informationen darüber, wer Viola Amherd ist oder was sie macht.» Ebenso über Neo-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (59) weiss das Programm nichts zu erzählen.

Cassis ist schon abgetreten

Immerhin kennt ChatGPT Guy Parmelin (63). Aber das Programm schreibt ihm dann gleich zwei Departemente zu. So sei er für die Departemente Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) sowie Umwelt, Verkehr und Energie (Uvek) zuständig. Was hätte dann Albert Rösti noch zu tun, der wirkliche Umwelt-Bundesrat und Uvek-Vorsteher?

Nichts, wenn es nach ChatGPT geht. Das Programm kennt auch Rösti nicht. Darum überträgt es vielleicht dessen Aufgaben seinem SVP-Parteikollegen Parmelin. «Ich kann keine Informationen über eine Person namens Albert Rösti finden. Möglicherweise ist es eine Person, die nicht bekannt genug ist, um im Internet erwähnt zu werden.» Autsch!

Ganz falsch liegt ChatGPT auch, wenn man sich nach Aussenminister Ignazio Cassis (61) erkundigt. In der Antwort steht, dass er nicht mehr Mitglied der Regierung ist. «War von 2017 bis 2021 Bundesrat», heisst es da.

Textgenerator ohne Intelligenz

Die Beispiele zeigen, dass der politische Schulunterricht nicht ausgedient hat. Es dürfte wohl noch eine Weile dauern, bis die künstliche Intelligenz die politische Hausarbeit ersetzt – oder jedenfalls richtig schreibt.

Denn ChatGPT ist ein Programm, das anhand von statistischen Zusammenhängen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann, wie das nächste Wort lauten soll. Damit erstellt es sprachlich plausible Texte. Dafür wurde das Programm mit Texten aus dem Internet gefüttert. Inhaltliche Richtigkeit bleibt aber eine Schwäche.

So hat das Programm wohl erst wenige Texte über die Schweizer Regierung gelesen. Erschwerend kommt hinzu, dass Rösti und Baume-Schneider eben erst gewählt wurden und die KI noch nicht mit den entsprechenden Daten trainiert worden ist. Die Datenpunkte reichen nur bis 2021. (sie)

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