Zwei Eier, zwei Fingerbreit Wasser und ein Deckel auf die Pfanne. Wenn das Wasser ordentlich sprudelt, Herd ausschalten und Restwärme nutzen. Die in einem Video vorgestellte Methode von alt Bundesrat Adolf Ogi (79), energiesparend Eier zu kochen – besser bekannt als «Ogi-Methode» – ist vielen Schweizern auch nach über 30 Jahren noch in Erinnerung.
Auch dem Schwyzer Ständerat Othmar Reichmuth (58). Er ist überzeugt, dass es gerade jetzt, wo der Ukraine-Krieg die Energiepreise in die Höhe treibt, wieder solche Kampagnen braucht, um die Bevölkerung zum Energiesparen aufzurufen. In einem Vorstoss fordert der Mitte-Politiker deshalb den Bundesrat auf, der Bevölkerung das Thema mit klarer und gezielter Kommunikation nahezulegen – ganz à la «Ogi-Methode».
Kleine Tat, grosse Wirkung
Zum Auftakt des Energieprogramms «Bravo» demonstrierte der damalige Bundesrat 1988 in einem Berner Kochstudio, wie man energiesparend Eier kocht. «Marketingtechnisch war das genial. Ein Hit», sagt Reichmuth. «Wir haben uns damals köstlich amüsiert.» So witzig die PR-Aktion war – sie verfolgte ein ernsthaftes Ziel und hat es erreicht: Gegen alle Widerstände gelang es Ogi, das Energiegesetz «Energie 2000» durchzusetzen.
Was war das Geheimrezept hinter dem Erfolg der Ogi-Methode? «Mit einer lustigen Aktion wollten wir die Menschen erreichen und eine einfache Botschaft vermitteln», erinnert sich Ogi im Gespräch mit Blick. Der wichtigste Punkt sei, die Menschen auf eine Weise zu erreichen, die sie verstehen und mit der sie sich identifizieren können. Oft sei Politik zu viel Theorie und die Umsetzung nicht verständlich.
Ergänzung zu Investitionen und Subventionen
An dieses Geheimrezept will Reichmuth anknüpfen. Denn die Bevölkerung gezielt und verständlich zum Energiesparen zu bewegen, sei ein schneller und kostengünstiger Weg, der Krise zu trotzen, sagt Reichmuth: «Und zwar ohne unseren Komfort wesentlich einzuschränken.»
Er habe nicht die Illusion, «dass wir mit Sensibilisierungskampagnen unser Energieproblem lösen», erklärt er. Es brauche auch weiterhin grosse Investitionen im Bereich der Energiepolitik. Doch die Kampagnen, die er fordert, könnten ergänzend dazu stattfinden.
Zwar sei die Wirkung einer einzelnen Person gering, aber je mehr Leute mitziehen, desto stärker falle auch eine kleine Massnahme ins Gewicht. Die Tatsache, dass jeder einen Beitrag leisten kann, müsse wieder stärker ins Bewusstsein gerückt werden, sagt er. Sein Grundsatz: «Die allerbeste Energie ist jene, die wir gar nicht brauchen.»
Ogi freut sich über seinen Einfluss
Ogi freut es, dass seine Eierkoch-Methode noch heute so populär ist und sich Reichmuth für eine Art Neuauflage einsetzt. «Das Wichtigste an solchen Aktionen ist, dass sie von den Menschen verstanden werden, konsequent umgesetzt werden und Wirkung zeigen», so der Rat des alt Bundesrats. Einfach das alte Ogi-Video nochmal ausspielen, das würde heute nicht mehr funktionieren. Auf den verbreiteten Induktionsherden funktioniert sie nämlich nicht: Weil diese keine Restwärme abgeben, muss der Herd auf der niedrigsten Stufe eingeschaltet bleiben.
Der Vorschlag von Reichmuth kommt demnächst in den Ständerat. Immerhin: Der Bundesrat hat sich dafür ausgesprochen.