Etwas Hoffnung und ganz viel Unsicherheit – damit lässt sich die Öffnungsstrategie des Bundesrats, die am Freitag präsentierte, umschreiben.
Denn einerseits schlägt die Landesregierung sehr weit gehende Öffnungen vor.
- Terrassen: Restaurants sollen ihre Terrassen wieder öffnen dürfen. Dabei soll aber eine Sitzpflicht gelten – und die Maske darf nur bei der Konsumation ausgezogen werden. Pro Tisch gilt eine 4-Personen-Regel.
- Publikumsveranstaltungen: Mit Einschränkungen sollen Veranstaltungen wieder möglich werden. Vorgesehen sind 150 Personen bei Events draussen wie etwa Fussballspiele und Open-Air-Konzerte. 50 Personen sollen an Veranstaltungen erlaubt sein, die in Gebäuden stattfinden – beispielsweise in Kinos, Theater und Konzerten.
- 15 Personen: Neben den bereits zulässigen privaten Veranstaltungen sowie den sportlichen und kulturellen Aktivitäten sollen auch andere Veranstaltungen mit bis zu 15 Personen wieder erlaubt werden. Dazu gehören zum Beispiel Führungen in Museen, Treffen von Vereinsmitgliedern oder weitere Veranstaltungen im Unterhaltungs- und Freizeitbereich.
- Privat wieder zu zehnt: Private Treffen mit Freunden und Familie in Innenräumen sollen wieder mit 10 Personen möglich sein. Draussen gilt bereits heute eine Einschränkung für 15 Personen.
- Sport und Kultur auch für Erwachsene: Auch Erwachsene sollen wieder Sport betreiben oder sich kulturell engagieren dürfen. Dabei gelten aber strikte Schutzregelungen, zudem darf die Gruppenanzahl nicht grösser als 15 Personen sein.
- Präsenzunterricht an Hochschulen: An Hochschulen soll wieder vor Ort unterrichtet werden – aber nur beschränkt. So dürfen sich beispielsweise nicht mehr als 15 Personen in einem Schulzimmer aufhalten. Es gilt strikte Maskenpflicht.
- Reduzierte Maskenpflicht in Altersheimen: Für geimpfte Bewohnerinnen und Bewohner wird die Maskenpflicht aufgehoben.
Öffnen Ja, aber wann?
Andererseits aber stellt der Bundesrat kein Datum in Aussicht, wann diese Öffnungsschritte erfolgen sollen. Das hat einen einfachen Grund: die steigenden Fallzahlen. «Die epidemiologische Lage ist nicht ganz so, wie wir es uns wünschen», erklärte Gesundheitsminister Alain Berset (48). Und doppelte nach: «Wir müssen uns auf eine dritte Welle einstellen.» Auch das deutsche Robert-Koch-Institut hatte Anfang Woche vor einer dritten Welle gewarnt.
Deswegen sei es noch unklar, ob man am 22. März neue Lockerungen vornehmen könne. «Ich kann nicht in die Zukunft blicken», erklärte Berset. Deswegen wolle der Bundesrat auch noch keine Versprechen abgeben. Die Vorschläge zu den Lockerungen werden nun erst einmal an die Kantone zur Vernehmlassung geschickt. Wann aber genau gelockert wird, entscheidet der Bundesrat erst am kommenden Freitag – anhand der epidemiologischen Lage.
Testoffensive startet am Montag
Klar hingegen ist: Die letzte Woche vom Bundesrat vorgeschlagene Test-Offensive wird am kommenden Montag definitiv gestartet. Das heisst: Ab dann kann sich jede und jeder mit oder ohne Symptome gratis testen lassen – der Bund übernimmt die Kosten. Auch bei den Selbsttests für Zuhause will der Bund vorwärts machen. Sobald diese zugelassen sind, soll jede Einwohnerin, jeder Einwohner der Schweiz pro Monat fünf Selbsttests in der Apotheke beziehen können – auch gratis. Berset rechnet damit, dass dies Anfang April der Fall sein wird.
Berset trat an der Seite von Bundespräsident Guy Parmelin (61) auf. Dieser wandte sich als Landesvater an die Nation: «Der Bundesrat versteht die Frustration», erklärte er an die Adresse der Gastrobranche, Fitnesscenter und vieler anderer. Kritik gehöre zur Politik dazu. Dass sich aber der Ton weiterhin verschärfe, beobachte der Bundesrat «mit Sorge und Befremden», so Parmelin. Kritische Stimmen seien wichtig, aber es sei genauso wichtig, dabei konstruktiv zu bleiben: «Wir alle wünschen uns das alte Leben zurück – aber es braucht Geduld», sagt er.