«Mir persönlich bedeutet Helmut Hubacher sehr viel», sagt Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) zu BLICK. «Ohne ihn wäre ich heute nicht, wo ich bin.» Der kürzlich verstorbene SP-Doyen hatte sich jahrelang eingesetzt für die politische Gleichberechtigung der Frau. «Er war für mich, für meine Partei und die ganze Schweiz eine prägende Figur und hinterlässt eine grosse Lücke», betont Sommaruga.
Viel Prominenz ist am Freitagnachmittag zur Abschiedsfeier im Basler Volkshaus erschienen. Von Hubachers SP ist alles da, was Rang und Namen hat – ausser Parteipräsident Christian Levrat (50). Er wartet auf das Ergebnis eines Corona-Tests und hat alle Termine abgesagt.
«Diese Partei, die SP, bleibt meine grosse Liebe»
«Ich muss mich vom Dienst zurückziehen. Diese Partei, die SP, bleibt meine grosse Liebe.» Mit diesen Worten hatte sich Helmut Hubacher (†94) in einem letzten Schreiben von seinen Genossen verabschiedet. Wie kein Zweiter hat er die SP geprägt. 34 Jahre lang sass er im Nationalrat und präsidierte die Partei von 1975 bis 1990. Bis zuletzt blieb er kein bisschen leise – auch in seinen regelmässigen Kolumnen im BLICK.
Die ehemalige Basler Ständerätin Anita Fetz (63) nennt Hubacher einen Jahrhundert-Politiker: «Er ist der Architekt der modernen SP und hat sie von einer traditionellen Arbeiterpartei zu einer linken Volksbewegung gemacht.»
Für viele Bürgerliche sei Hubacher hingegen ein rotes Tuch gewesen, was er aber «verdammt gelassen» genommen habe, so Hubachers Nachfolger an der SP-Spitze, Peter Bodenmann (68). «Ab und zu genoss er es sogar etwas, der Böse zu sein, der er nicht war.»
Ein Mentor und Förderer
Sie habe niemanden gekannt, der den Menschen Politik so gut habe erklären können, findet Fetz – der Verkäuferin im unteren Kleinbasel ebenso wie dem Uni-Professor im Villenquartier Bruderholz. Umrahmt wird die Feier vom Basler Sicherheitsorchester mit alt Nationalrat Rudolf Rechsteiner (61) am Saxofon.
«Wenn immer ich einen Rat gebraucht habe, konnte ich zu Helmut Hubacher», sagt der Basler Nationalrat Beat Jans (56). Er sei vielen Mentor gewesen, mit einer riesigen Erfahrung und einem endlos erscheinenden Gedächtnis.
«Das möchte ich fürs SP-Präsidium mitnehmen»
Hubacher sei bis zuletzt eine prägende Stimme gewesen, betont auch Mattea Meyer (32). Die Zürcher SP-Nationalrätin soll im Oktober gemeinsam mit Cédric Wermuth (34) die Parteispitze übernehmen. «Helmut Hubacher hat uns einen Abschiedsbrief geschrieben. Das hat mir viel bedeutet», sagt Meyer. Seine Menschlichkeit und seine Offenheit seien grosse Stärken gewesen. «Er wirkte stets sehr glaubwürdig», sagt sie. «Das ist etwas, das ich fürs SP-Präsidium mitnehmen möchte.»
Die Begegnungen mit Hubacher hätten sie geprägt, erzählt Sommaruga: seine Neugier für Menschen, seine Fähigkeit, mit Andersdenkenden immer im Dialog zu bleiben – und gleichzeitig seine eigene Meinung mutig zu vertreten. Von ihm habe sie gelernt, dass man sich erst eine Meinung bilden müsse, bevor man eine Meinung hat. «Das finde ich etwas ganz Wunderbares, und ich versuche das ebenfalls jeden Tag umzusetzen», so Sommaruga. «Und jetzt ist er plötzlich nicht mehr da ...»