Bund verzögert Einführung von Opferhilfe-Telefon – SP-Funiciello ist hässig
«12 Femizide dieses Jahr – was muss noch passieren?»

Das Bundesamt für Kommunikation verzögert die Einführung einer neuen Opferhilfe-Kurznummer um sechs Monate. Trotz fünfjähriger Vorbereitungszeit gibt es technische Probleme. Bei Nationalrätin Funiciello sorgt das für Verärgerung.
Publiziert: 31.03.2025 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2025 um 14:59 Uhr
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Die Inbetriebnahme einer Opferhilfe-Kurznummer verzögert sich um sechs Monate. Das vor allem wegen technischer Gründe.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Neue Opferhilfe-Kurznummer verzögert sich um sechs Monate wegen technischer Probleme
  • Kanton Zürich startet trotz Verzögerung am 1. November 2025 mit eigener Nummer
  • 12 Femizide dieses Jahr, Kritik an mangelnder Priorisierung der Opferhilfe
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Nastasja HofmannRedaktorin Politik

Fünf Jahre Vorlaufzeit und trotzdem funktioniert es (noch) nicht. Für November 2025 war die Inbetriebnahme einer neuen Opferhilfe-Kurznummer geplant. Diese soll in den Kantonen Lücken in der Versorgung von Gewaltbetroffenen schliessen. Das Ganze verzögert sich jetzt aber um vorerst sechs Monate «wider Erwarten», wie es in einer Medienmitteilung der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) heisst. Grund dafür ist, dass die technische Umsetzung sehr komplex sei.

Tamara Funiciello (35), SP-Nationalrätin, findet das absurd. «Es sind fünf Jahre vergangen und jetzt ist man überrascht, dass man technisch nicht bereit ist.» Für Funiciello zeigt dieser Fall, dass Gewaltprävention und Opferhilfe vom BAKOM nicht genügend priorisiert werden. «12 Femizide dieses Jahr – was muss noch passieren, bevor gehandelt wird?» 

Kanton Zürich ist enttäuscht

Nur schwer nachvollziehbar findet das auch der Kanton Zürich. Die zuständige Regierungsrätin Jacqueline Fehr (61, SP) sagt in einer Medienmitteilung, dass «dieses Angebot von Fachleuten schon jahrelang gefordert wird». Weiter heisst es, dass die Vorbereitungen im Kanton schon seit Monaten liefen. Die Nachricht, dass das Angebot nicht nach Plan eingeführt werden kann, sei völlig unerwartet gekommen, wie die Leiterin der Zürcher Opferhilfestelle gegenüber Blick sagt.

Der Kanton Zürich hat bereits Massnahmen und Schulungskonzepte ausgearbeitet. Ebenfalls sind erste Leute eingestellt worden, Bewerbungsverfahren laufen. «Für uns gibt es gar keine andere Möglichkeit, als dass wir am 1. November 2025 wie geplant starten. Wir wollen die Opfer nicht mehr länger warten lassen.» Bis die dreistellige nationale Nummer verfügbar ist, wollen sie deshalb auf eine eigene Telefonnummer der «Opferberatung Zürich» zurückgreifen, um das 24-Stunden-Angebot wie ursprünglich geplant einzuführen.

Aber was hat es mit diesem Technikproblem überhaupt auf sich? Gemäss Medienmitteilung der SODK liegt das Problem in der geografischen Zuordnung der eingehenden Anrufe. Da letztlich eine kantonale Stelle für die Opferhilfe zuständig ist, die Anrufe aber auf nationaler Ebene koordiniert werden, muss der eingehende Anruf einem Kanton zugewiesen werden können. Nur so kann die entsprechende kantonale Stelle den Fall übernehmen. Hinzu kommt, dass «seit über 20 Jahren keine neue Kurznummer mehr implementiert wurde und sich in dieser Zeit das Umfeld der Telekommunikation stark entwickelt hat». Es fehlten die Erfahrungswerte.

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