Darum gehts
- Graubünden verliert wahrscheinlich einen Nationalratssitz an Luzern
- Magdalena Martullo-Blocher könnte 2027 für Zürich statt Graubünden kandidieren
- In Zürich würde Martullo-Blocher mit Jacqueline Badran um die beste gewählte Nationalrätin konkurrenzieren
Sie wohnt zwar an der Zürcher Goldküste. Magdalena Martullo-Blocher (55), EMS-Chefin und SVP-Strippenzieherin, sitzt aber seit 2015 für den Kanton Graubünden im Nationalrat. Kein Wunder: Der Hauptsitz des Familienkonzerns ist im Bündnerland, Vater Christoph Blocher (84) ist Herr über Schloss Rhäzüns, das der EMS-Chemie gehört. Und die Firma gehört zu den grossen Arbeitgebern in der Region.
Nun aber könnte Martullo-Blocher bei den Wahlen 2027 doch noch für ihren Wohnkanton Zürich gewählt werden. Das berichtet die «Weltwoche». Der Hintergrund: Mit grösster Wahrscheinlichkeit muss Graubünden bei den nächsten Wahlen einen Sitz an den Kanton Luzern abgeben, da dieser stärker wächst und Anspruch auf einen zusätzlichen Parlamentssitz erhält.
«Wird diskutiert werden»
Der Sitzverlust könnte im Bündnerland zu unschönen Szenen führen. Denn die SVP hat zwei Sitze, die sie bei einem Bündner Sitz kaum halten könnte. Entweder würde dann Martullo-Blocher oder ihr Parteikollege Roman Hug (44) abgewählt. Würde Martullo-Blocher in Zürich antreten, wäre das Problem gelöst. Dort hat die SVP elf Sitze. «Die Zürcher SVP ist immer gesprächsbereit, und wir werden zu gegebener Zeit darüber diskutieren», sagt der Zürcher SVP-Präsident Domenik Ledergerber (38) der «Weltwoche».
Würde Martullo-Blocher im Kanton Zürich antreten, müsste sie sich neben der Wahl noch einem ganz anderen Wettbewerb stellen: Der Kanton Zürich stellt meist den bestgewählten Nationalrat der Schweiz. 2023 war dies SP-Vertreterin Jacqueline Badran (63), zuvor hatten sich die SVP-Politiker Roger Köppel (60) oder Natalie Rickli (48) schon diesen Titel geholt. Es wäre ein veritabler Beliebtheitstest, dem sich die Wirtschaftspolitikerin stellen müsste.
Anderer Regeln im Ständerat
Apropos Wohnort: Wo der tatsächliche Wohnsitz ist, spielt bei den Nationalratswahlen keine Rolle. Man kann eben wie Martullo-Blocher für Graubünden gewählt werden, auch wenn man im Kanton Zürich wohnt. So war auch Ex-Diplomat Tim Guldimann (74, SP) – er lebt in Berlin – von den Zürcherinnen und Zürchern in den Nationalrat gewählt worden. Von 2015 bis 2018 sass er dort.
Anders sind die Regeln beim Ständerat, wo es in gewissen Kantonen Vorschriften zum Wohnsitz gibt. Deshalb setzte das Bundesgericht diese Woche den Schaffhauser SP-Vertreter Simon Stocker ab. Denn aus Sicht des Gerichts hatte er zum Zeitpunkt seiner Wahl den Lebensmittelpunkt in Zürich. Dies sei nicht vereinbar mit den Schaffhauser Vorschriften, entschieden die Richter in Lausanne.