Berufungsprozess zu Fifa-Affäre verzögert sich
Platini traut Richtern nicht über den Weg

Das Berufungsverfahren gegen Sepp Blatter und Michel Platini wird aufgeschoben. Platini traut den Richtern nicht über den Weg. Er fordert vor Bundesgericht, dass sie in den Ausstand treten.
Publiziert: 04.08.2023 um 12:51 Uhr
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Will neutrale Richter: der ehemalige Fifa-Funktionär Michel Platini.
Foto: keystone-sda.ch

Die zweite Runde im Fifa-Prozess um den ehemaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter (87) und den ehemaligen Fifa-Funktionär Michel Platini (67) verzögert sich. Grund: Platini reichte beim Bundesgericht eine Ausstandsforderung gegen die damit betrauten Richterinnen und Richter ein, wie CH Media am Freitag schreibt.

Platini findet, die Mitglieder der Berufungskammer am Bundesstrafgericht in Bellinzona TI seien befangen. «Herrn Platini ist es wichtig, dass er neutrale Richterinnen und Richter hat, die nicht mit einem der Hauptzeugen Tür an Tür arbeiten», lässt sich der Berner Anwalt von Platini, Dominic Nellen, zitieren.

Denn: Der Kammer sitzt Richter Olivier Thormann (52) vor. Der FDP-Politiker hatte das Verfahren gegen Platini und Blatter – damals noch in der Funktion als Staatsanwalt des Bundes – einst selbst eröffnet.

«Stossend, dass Richter nicht in Ausstand müssen»

Eine extra für diesen Fall ausgeloste ausserordentliche Berufungskammer hatte das Ausstandsgesuch im Mai nur teilweise gutgeheissen. Demnach müssten nur die Gerichtsschreibenden, nicht aber die Richterinnen und Richter wegen möglicher Befangenheit in den Ausstand treten.

Zwar tritt Thormann automatisch in den Ausstand, den Vorsitz des Richterkollegiums hätte allerdings seine Stellvertreterin. «Es ist stossend», sagt Platini-Anwalt Nellen, «dass die ausserordentliche Berufungskammer nicht den Ausstand der Richterinnen und Richter verfügte, die eng mit Thormann zusammenarbeiten.»

Berufungsprozess frühstens Mitte 2024

Zum Berufungsprozess wird es laut CH Media frühstens Mitte kommendes Jahr kommen. Blatter hingegen wünsche sich so schnell als möglich einen rechtskräftigen Freispruch.

Er, der die Fifa von 1998 bis 2015 präsidierte, war wegen einer Zahlung von zwei Millionen Franken aus dem Jahr 2011 angeklagt worden. Das Geld ging vom Weltfussball-Verband an Michel Platini. Dieser leitete damals den europäischen Fussball-Verband.

«Ich war mit meinem Gewissen immer im Reinen»
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Gemäss Anklage steckte hinter der Überweisung Betrug, Veruntreuung oder ungetreue Geschäftsbesorgung, die durch Urkundenfälschung ermöglicht worden war. Das Bundesstrafgericht in Bellinzona hatte die beiden im vergangenen Juli jedoch frei gesprochen.

Die Bundesanwaltschaft unter dem neuen Bundesanwalt Stefan Blättler (64) zog den Fall weiter. Auch die Fifa, die das Urteil erst akzeptieren wollte, ging unerwartet in Anschlussberufung. (oco)


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