Tag 2 des Fifa-Prozesses startet am Donnerstag am Bundesstrafgericht in Bellinzona wie geplant. Sepp Blatter (86) ist Punkt 8.30 Uhr im Gerichtssaal. Er fühle sich besser, sagt er der Richterin. Der ehemalige Fifa-Boss hatte am Vortag über Schmerzen in der Brust geklagt. Ihm und dem Ex-Uefa-Chef Michel Platini (66) werden Betrug, Veruntreuung, ungetreue Geschäftsführung sowie Urkundenfälschung vorgeworfen (Blick berichtete).
Am Donnerstag werden beide Angeklagten gehört. Blatter legt auch gleich los. «Ich wüsste nicht, was ich verbrochen habe. Mein Gewissen ist rein», sagt er. Das Salär von zwei Millionen Franken für Platini sei damals durch alle Fifa-Gremien gegangen. Von der Rechnung hätten alle gewusst. «Ein Strafverfahren für einen administrativen Vorgang in einem Verein? Das geht mir nicht aus dem Kopf», schimpft Blatter. Das Opfer sei er: «Als 2015 Strafantrag gestellt wurde, war ich geächtet.» Die Medien hätten ihn vorverurteilt, seine Familie habe gelitten, er habe Freunde verloren. «Das sind sieben Jahre Strafe», so Blatter bitter.
«Ich wollte eine Million, egal ob in Pesetas oder Dollar»
Salopp hingegen gibt sich Platini. Geld sei ihm nie wichtig gewesen, sagt der ehemals weltbeste Fussballer. «Ich wollte für den Berater-Job eine Million im Jahr – egal ob in Pesetas, Dollar oder Deutschen Mark», so Platini, «Sepp Blatter wollte mir Franken zahlen, tat es aber dann nicht. Als es dem Verband Jahre später gut ging, habe ich das Geld eingefordert.»
Die Verteidigung hält das ganze Strafverfahren für eine Intrige innerhalb der Fifa und der Bundesanwaltschaft. Die Information von der Millionenzahlung an Platini sei den Ermittlern gesteckt worden, um Platini als Nachfolger fürs Fifa-Präsidentenamt zu verhindern, so die Theorie.
Es soll keinen Whistleblower gegeben haben
Darüber soll der ehemalige Verfahrensleiter Klarheit schaffen. Als der Bundesstrafrichter Olivier Thormann (52) in den Zeugenstand tritt, wird der «Komplott»-Vorwurf dünner. Es habe keinen Whistleblower in diesem Fall gegeben, sagt Thormann. Und lüftet das Geheimnis der Quelle: Der Hinweis zur Millionenüberweisung sei vom damaligen Finanzchef der Fifa, Markus Kattner, gekommen – im Zuge der damaligen Ermittlungen.