Bersets Offensive in Betrieben
Homeoffice-Pflicht könnte bei den Test-Turbos fallen

Mit der grossen Testoffensive will der Bund die Corona-Fallzahlen drücken. Um die Bevölkerung zum Mitmachen zu bewegen, soll es verschiedene Lockerungen bei der Quarantäne geben. Testfreudige Betriebe könnten dereinst gar von der Homeoffice-Pflicht verschont werden.
Publiziert: 06.03.2021 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2021 um 21:05 Uhr
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Die Landesregierung – im Bild die Bundesräte Ueli Maurer, Guy Parmelin und Alain Berset – will mehr Corona-Tests.
Foto: Keystone

Rund 20'000 Menschen sind laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zurzeit in Quarantäne. Sie müssen vorsichtshalber zehn Tage zu Hause bleiben – entweder, weil sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten, oder weil sie aus einem Risikoland in die Schweiz eingereist sind. Wie ihnen ist es in der Schweiz schon Abertausenden ergangen. Seit die mutierten Coronaviren umgehen, wohl noch etwas mehr: Denn bei Fällen mit ansteckenderen Varianten müssen oft nicht nur die Kontakte, sondern auch wiederum deren Kontakte in Quarantäne.

Die mühsamen zehn Tage Hausarrest lassen sich zwar auf sieben verkürzen, wenn das Testresultat zu diesem Zeitpunkt negativ ist. Allerdings: Während bei den meisten anderen Tests der Bund die Rechnung zahlt, musste man in diesem Fall bislang selbst ins Portemonnaie greifen. Das kann durchaus ins Geld gehen – ein PCR-Test etwa schlägt mit um die 170 Franken zu Buche.

Testorgie statt Quarantäne

Das soll sich nun ändern. Denn die Landesregierung bläst zur grossen Testoffensive, für die der Bund eine Milliarde Franken springen lassen will, wie Gesundheitsminister Alain Berset (48, SP) am Freitag angekündigt hat. Neben den Massentests will der Bund künftig auch die Kosten für die Tests bei der verkürzten Quarantäne finanzieren, wie aus den Unterlagen für die Kantone hervorgeht. Letztere müssen zu den Plänen des Bundesrates noch Stellung nehmen, bevor dieser nächste Woche definitiv entscheidet.

Ebenfalls weniger Quarantäne soll es zudem bei Flächentests in Betrieben geben: Vorausgesetzt mindestens 80 Prozent der Mitarbeitenden machen einmal pro Woche mit, soll nicht mehr die halbe Belegschaft in Quarantäne, wenn mal ein Test positiv ausfällt. Statt Quarantäne sollen die Angestellten weiterarbeiten dürfen – sich aber noch häufiger, nämlich täglich testen lassen müssen. «Denkbar» sei sogar, je nach Erfolg bei den testfreudigen Unternehmen, künftig die Homeoffice-Pflicht aufzuheben, heisst es in den Unterlagen.

Vorgespurt hat mit einem ähnlichen Modell der Kanton Zug. Dank Reihentests an den Schulen ist der Präsenzunterricht dort nicht mehr gefährdet, da nicht mehr wie früher ganze Klassen nach Hause geschickt werden, wenn das Virus in einem Kind nachgewiesen wird. Familienangehörige und andere Kontakte von Infizierten müssen allerdings weithin in Hausarrest, auch Abstandsregeln und Maskenpflicht gelten natürlich nach wie vor.

Vor dem Kino noch schnell Testen

Auch sonst will Berset beim Testen vorwärtsmachen. So soll etwa jeder und jede monatlich fünf Gratis-Tests für zu Hause erhalten. Der Bundesrat denkt dabei auch schon weiter: Gefördert werden soll damit auch, dass man sich schnell testet, bevor man ins Kino oder ins Restaurant geht.

Noch ist das allerdings etwas Zukunftsmusik: Selbsttests sind zurzeit in der Schweiz nicht zu haben, erst muss das BAG diese noch validieren. Und nicht zuletzt sicherstellen, dass überhaupt genug Material da ist – denn für Bersets Plan wird der Bund Millionen an Selbsttests organisieren müssen. (gbl)

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