«Wir können doch nicht die ganze Wirtschaft runterfahren, nur damit die Spitäler Wahleingriffe vornehmen können!» In einem Interview mit den Zeitungen der «CH Media» nimmt SP-Gesundheitsminister Alain Berset die Kantone an die Kandare.
Denn wegen der Corona-Pandemie droht eine Überlastung der Spitäler. Die wissenschaftliche Taskforce rechnet damit, dass die Kapazitätsgrenzen im schlimmsten Fall schon ab 8. November, also in etwas mehr als einer Woche, überschritten werden könnten.
Für Berset ist daher klar: Wahl-Operationen, die medizinisch nicht zwingend notwendig sind, können warten. «Die Kantone sollten endlich alle nicht notwendige Eingriffe verschieben.» Das gelte auch für die Kantone, die bei denen die Lage noch nicht ganz so angespannt sei.
Kantone entscheiden selbst
Um die zweite Welle in den Griff zu bekommen, hat der Bundesrat mit am Mittwoch die Schraube erneut angezogen. Anders als im Frühling sind Wahleingriffe aber nicht verboten. Ein solches Verbot wäre Sache der Kantone. Teilweise haben sie das bereits getan, so etwa die Waadt. Allerdings längst nicht alle.
Wahl-OP sind vielerorts noch möglich. Der Kanton Zürich verzichtet etwa auf ein Verbot, wie die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (43) am Freitag vor den Medien ausführte. Was allerdings nicht heisst, dass in Zürich alles möglich ist: Die Spitäler teilen sich die Patienten untereinander auf und entscheiden selbst, welche Behandlungen sie noch durchführen.
Nur 32 Stunden gewinnen
Doch trotz den bundesrätlichen Mahnungen: Die Spitäler werden, Wahleingriffe hin oder her, an die Kapazitätsgrenze kommen, wie Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Taskforce am Freitag sagte. «Der Verzicht löst das Problem nicht.» So hat die Taskforce ausgerechnet, was 200 zusätzliche Intensivbetten bei gleichbleibendem Wachstum bewirken würden: ein Zeitgewinn von bloss 32 Stunden. (gbl)