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Zürcher Spitäler appellieren
«Wir brauchen jetzt keinen Applaus, sondern Disziplin»

Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli hat gemeinsam mit vier Spitaldirektoren über die Situation der Corona-Pandemie im Kanton informiert. Die Lage sei angespannt.
Publiziert: 30.10.2020 um 08:07 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2020 um 10:55 Uhr
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Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli informiert über die Lage.
Foto: keystone-sda.ch
Gianna Blum

Im Kanton Zürich sind trotz der zweiten Corona-Welle nicht-dringliche medizinische Behandlungen grundsätzlich nach wie vor möglich. Das sagt die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (SVP, 43). Der Kanton verzichtet auf ein Verbot, wie es noch in der ersten Welle gegolten hat.

Es liegt aber in der Verantwortung der Spitäler, sich untereinander abzustimmen und im Fall des Falles auf Wahleingriffe zu verzichten. Sie verteilen sie die Patienten und Patientinnen untereinander – proportional zu den jeweiligen Kapazitäten. Aktuell sind in Zürich 221 Corona-Erkrankte im Spital.

Die Zahlen steigen schnell

Allerdings: Wenn die Infektionen weiter steigen wie bisher, könnten das bis in zwei Wochen 800 sein, wie Jörg Gruber, Leiter der Versorgungsplanung bei der Gesundheitsdirektion, warnt. Insgesamt sind im Kanton Zürich aktuell 400 Betten frei, 48 auf den Intensivstationen. Diese Betten sind aber auch für Nicht-Corona-Patienten bestimmt.

Die vier Spitaldirektoren, die am Freitag gemeinsam mit Rickli vor die Medien getreten sind, betonen die Solidarität und Koordination im kantonalen Gesundheitswesen. Insbesondere André Zemp vom Stadtspital Waid und Triemli zeigt sich «erleichtert», dass im Gegensatz zur ersten Welle die Patienten besser aufgeteilt werden sollen. Denn damals seien gerade die Stadtspitäler stark gefordert gewesen.

Besuchsregeln verschärft

Im Gegensatz zur ersten Welle sei die Aufenthaltsdauer in den Spitälern kürzer geworden und die Sterblichkeitsrate gesunken. Laut den Spital-Chefs ist das vor allem dem Umstand zu verdanken, dass man in der ersten Welle gelernt hat. So seien Medikation und Beatmung besser geworden. Die Spitäler hätten schon im Sommer Konzepte erarbeitet, um die Kapazitäten bei Bedarf auszubauen.

Trotz angespannter Lage herrscht in den Zürcher Spitälern noch weitgehend Normalbetrieb. Feriensperren und zusätzliche Schichten sind zurzeit nicht nötig. Doch während die Infrastruktur vergleichsweise einfach hochgefahren werden kann, ist das beim Personal schwieriger. Aktuell muss Personal, dass sich in Quarantäne befindet, nicht arbeiten – das könne sich aber im Ernstfall ändern.

Ein bisschen verschärft haben die Spitäler die Regeln bei den Besuchen. Am Universitätsspital sind beispielsweise pro Aufenthalt noch sechs Besuche erlaubt, wie Direktor Gregor Zünd ausführt.

Keine Angst vor dem Spitalbesuch

Noch sei aber die Versorgungssicherheit gewährleistet – auch für Patienten mit anderen Leiden an Corona. «Es soll niemand das Gefühl haben, nicht ins Spital kommen zu dürfen», betont Rolf Zehnder vom Kantonsspital Winterthur. Laut Zehnder werden die Kapazitäten reichen – wenn in der Bevölkerung sich wirklich alle an die Regeln halten. «Wir brauchen jetzt keinen Applaus für die Spitäler, sondern Disziplin aus der Bevölkerung.»

Rickli-PK

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