Es hätte ein gewöhnlicher Wahlkampf-Post sein sollen, so wie ihn momentan viele machen. Doch als Vivienne Huber (21) von der jungen SVP auf Twitter mit dem Slogan «Aussen modern, im Kern konservativ» aktiv wird, erntet sie massiven Frauenhass, wie «20 Minuten» schreibt. «Können Enten überhaupt in den Nationalrat gewählt werden?», ist unter anderem zu lesen.
«Ich nehme solche Aussagen nicht persönlich. Trotzdem hat mich dieser Sexismus schockiert», sagt Vivienne Huber zu Blick. «Es ist typisch: Wenn sie inhaltlich nichts kritisieren können, ist es mit der Toleranz vorbei und sie gehen auf Äusserlichkeiten.» In privaten Nachrichten und persönlichen Gesprächen habe sie viel Zuspruch bekommen. Für Huber ist klar: «In der Politik braucht es ein dickes Fell.»
Brisant: Einige Tweets weit unter der Gürtellinie kommen auch von Leuten, die gemäss Profilbeschreibung eher dem linken Lager zuzuordnen sind. Die meisten verstecken sich hinter anonymen Profilen.
Auch SP verurteilt Sexismus
Doch die Hasskommentare gegen die junge SVP-Frau kommen auch bei der politischen Gegnerin SP nicht gut an. So reagierte etwa auch Florin Schütz (26), Verantwortlicher der SP Schweiz für Social Media, empört. Er verurteilt das Bodyshaming und den Sexismus, den Huber erlebe, auf Twitter. «Die Kommentarspalte ist ja mal die absolute Hölle.»
«Ich verurteile Sexismus, egal von welchem politischen Lager er kommt. Dafür gibt es keine Rechtfertigung», sagt auch die ehemalige Juso-Präsidentin Ronja Jansen (28) gegenüber «20 Minuten». SP-Nationalrätin Tamara Funiciello (33) sagt, dass fast alle Frauen in der Öffentlichkeit Opfer von sexistischen Kommentaren werden. «Frauen sind in der Politik noch nicht so stark vertreten wie ihre männlichen Kollegen. Wenn man das ändert, werden sie auch anders wahrgenommen.»
Bundesrat will strengere Regeln
Stärkere Regulierungen gegen Hate-Speech braucht es nach Ansicht von Vivienne Huber trotzdem nicht: «Eine freie Gesellschaft muss etwas aushalten können. Es braucht keine Vorschriften, sondern gelebten Anstand und Respekt.»
Klar ist aber: Huber ist nicht die erste Politikerin, die von Hate-Speech im Netz betroffen ist. Auch der Bundesrat überlegt sich, wie er Google, Facebook und Twitter regulieren kann. Nutzerinnen und Nutzer der Plattformen hätten heute eine schwache Stellung. Bis die Vorlage jedoch bereit ist, dürfte es noch einige Jahre dauern. (bro)