Auch Grünen-Nationalrat möchte sich kompostieren lassen
Verstorbene sollen zu Humus werden

Grünen-Nationalrat Christophe Clivaz will, dass sich Verstorbene künftig kompostieren lassen können. In einigen Kantonen laufen dazu bereits Vorbereitungen.
Publiziert: 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 18:16 Uhr
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Im Kasten der Firma Circulum Vitae zerfällt ein Leichnam binnen 40 Tagen zu Kompost

Auf einen Blick

  • Grünen-Nationalrat fordert Prüfung der Humusierung als Bestattungsmethode in der Schweiz
  • In 40 Tagen verwandeln Mikroorganismen den Körper zu fruchtbarem Humus
  • Bundesrat winkt ab, in einigen Kantonen ist Humusierung aber schon Thema
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Die letzte Ruhe auf einem Bett aus Blumen, Heu und Stroh. Der Körper von Verstorbenen wird in einem Gefäss aus Metall eingeschlossen und, ähnlich wie im Wald, verwandeln ihn die Mikroorganismen innerhalb von 40 Tagen zu fruchtbarem Humus. Nur Knochen und Zähne bleiben übrig. 

So verläuft die sogenannte Humusierung. Diese Bestattungsart sollte auch in der Schweiz erlaubt sein, findet Grünen-Nationalrat Christophe Clivaz (55, VS). Derzeit gibt es nur zwei Optionen: die Erdbestattung und die Kremation. Er forderte den Bundesrat darum auf, die Möglichkeiten der Humusierung als neue Methode zu prüfen. Parlamentarier aus FDP, Mitte, GLP, SP und SVP haben den Vorstoss mitunterzeichnet. 

Thema in den Kantonen

Der Bundesrat lehnt dies zwar ab. Das Bestattungswesen liege in der Kompetenz der Kantone und Gemeinden, in diese Hoheit wolle man nicht eingreifen, schreibt er in der Antwort auf den Vorstoss. Dort ist aber schon einiges am Laufen: Der Kanton Waadt arbeitet mit dem Waadtländer Universitätsspital zusammen, um die wissenschaftlichen Grundlagen der Humusierung besser zu erforschen. 

Diese Forschung sei wichtig, schrieb der Kanton schon 2022 in einer Vorstoss-Antwort: Es scheine, als entspreche die Art von Bestattung aktuellen Problemen. Tatsächlich kämpft das Bestattungswesen gerade mit Schwierigkeiten. Körper verwesen schlecht, weil sie zu tief eingegraben werden. Auch zu feuchte Böden tragen zum Problem bei. 

Der Zürcher Kantonsrat beschäftigt sich ebenfalls mit der Kompostierung von Leichen, dort Re-Erding genannt. Ein Bürger hat per Einzelinitiative gefordert, dass der Regierungsrat zusammen mit interessierten Gemeinden Re-Erding-Zentren aufbaut. Und das Bestattungs- und Friedhofsamt der Stadt Zürich lanciert gemeinsam mit dem Verein Werde Erde ein Pilotprojekt, um die Kompostbestattung zu prüfen.

Clivaz möchte sich kompostieren lassen

Clivaz' eigener Kanton spielt also noch nicht in den vordersten Reihen mit. Trotzdem zieht der Walliser die Bestattungsart für sich selbst in Betracht, wenn sie bis dann möglich sein sollte. «Ich persönlich möchte mich gerne kompostieren lassen», sagt er zu Blick. 

Er sieht in der Humusierung viele Vorteile: Es sei etwa ökologisch, da keine giftigen Stoffe in die Atmosphäre, den Boden oder das Grundwasser gelangen und keine fossile Energie verbraucht wird. Ausserdem sei es eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung. «Familien geben Tausende Franken für einen Sarg aus. Das wäre hinfällig.» Auch Kosten für das Grab und die Grabpflege könnten eingespart werden. 

Die Schweiz wäre nicht das erste Land, in dem Verstorbene zu Humus werden können. In den USA ist das bereits in verschiedenen Staaten möglich. In Deutschland ist die Reerdigung zurzeit nur in Schleswig-Holstein erlaubt.


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