Die Hiobsbotschaft erfolgt per eingeschriebenem Brief. Zehntausende Mieterinnen und Mieter werden in den nächsten Wochen über eine Erhöhung des Mietzinses informiert – oder haben die Post von der Verwaltung schon bekommen. Der Grund für den Mietschock ist die Erhöhung des Referenzzinssatzes von 1,25 auf 1,5 Prozent.
Nicht nur viele private Vermietende schrauben die Mieten nach oben. Auch viele Wohnungen, die sich im Besitz von Gemeinden befinden, werden teurer. Das zeigt eine Umfrage bei den 20 grössten Schweizer Städten.
Rasch über 1000 Franken mehr pro Jahr
Den happigsten Aufschlag müssen Mieterinnen und Mieter städtischer Wohnungen im Kanton Zürich verkraften. Die Stadt Zürich vermietet rund 9500 Wohnungen. Für die allermeisten steigen die Mieten per 1. November um 6,67 Prozent, wie die Liegenschaftsverwaltung auf Anfrage der «NZZ» mitteilte. Noch etwas mehr müssen Mietende städtischer Wohnungen in Winterthur draufzahlen: Dort beträgt das Plus sogar 6,8 Prozent, wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt. Bei einer monatlichen Miete von 1800 Franken macht das knapp 1500 Franken Mehrkosten pro Jahr.
Allein aufgrund des gestiegenen Referenzzinses dürften die Mieten eigentlich nur um drei Prozent steigen. Doch dazu kommen vielerorts noch Aufschläge wegen der Teuerung und der sogenannten allgemeinen Kostensteigerung. Wie hoch diese ausfallen, kommt unter anderem darauf an, seit wann eine Wohnung vermietet wird.
Einige Städte verzichten auf Mietzins-Erhöhungen
In St. Gallen steigen die Mieten für städtische Wohnungen im Schnitt um 5,5 Prozent, in Luzern um 4,5 Prozent. Auch in Basel beträgt der Aufschlag mehr als drei Prozent – wie viel im Schnitt, teilt der Kanton Basel-Stadt nicht mit. Er rechtfertigt die Erhöhung damit, dass die Mietzinseinnahmen dem Finanzvermögen zugeordnet seien – und dieses habe «eine angemessene Rendite» zu erzielen. Viele Städte betonen aber, dass sie im Gegenzug auch Mietzinssenkungen automatisch den Mietern weitergeben.
| Mietzinserhöhung | Ab wann? |
Zürich | 6,67 Prozent | 1. November |
Genf | in den meisten Fällen keine Erhöhung | |
Basel | > 3 Prozent | frühestens ab 1. November |
Lausanne | in den meisten Fällen keine Erhöhung | |
Bern | noch unklar | |
Winterthur | 6,8 Prozent | 1. November |
Luzern | im Durchschnitt 4,5 Prozent | frühestens ab 1. Oktober |
St. Gallen | im Durchschnitt 5,5 Prozent | 1. Dezember |
Lugano | keine Erhöhung | |
Biel | noch unklar | |
Neuenburg | noch unklar | |
Thun | keine Erhöhung | |
Köniz | 3 Prozent | 1. November |
Schaffhausen | keine Erhöhung | |
Uster | 3 Prozent | 1. November |
Bellinzona, Chur, Neuenburg, Freiburg und La Chaux-de-Fonds haben die Blick-Anfrage nicht beantwortet oder können keine Angaben machen. In Sitten gibt es keine städtischen Wohnungen.
Glücklich kann sich derweil schätzen, wer in einer städtischen Wohnung in Schaffhausen, Thun oder Lugano daheim ist. Dort nämlich steigen die Mieten trotz höherem Referenzzins – zumindest bis auf Weiteres – um keinen Rappen. Auch Lausanne verzichtet in den meisten Fällen auf eine Erhöhung. Die Stadt Schaffhausen teilt mit, ihr sei «daran gelegen, eine moderate und verantwortungsvolle Mietzinspolitik zu betreiben». Darum würde man die Mieten vorerst so belassen.
Schon im September dürfte die Ausgangslage aber wieder eine andere sein. Es wird damit gerechnet, dass der Bund dann bereits die nächste Erhöhung des Referenzzinses verkünden wird. Dann dürften auch einige Städte, die jetzt noch darauf verzichteten, eingeschriebene Briefe verschicken.