Frau Hauptmann Yvette Estermann», titelte die «Luzerner Zeitung» im Sommer – und informierte über die künftige Berufung der abtretenden SVP-Nationalrätin: Seit 16. Juni ist die 56-Jährige offiziell Hauptmann der Schweizer Armee – von 2024 an wird die promovierte Medizinerin als Armeeseelsorgerin tätig sein. Dem Artikel war auch zu entnehmen, dass Estermann seit drei Jahren an der reformierten Fakultät der Uni Bern Theologie studiert und ab 2027 als reformierte Pfarrerin im Einsatz sein will.
Diese Angaben irritieren den obersten Zürcher Reformierten Michel Müller (59). Für die reformierte Synode, die bis Dienstag in Bern tagt, hat Müller deshalb eine Interpellation mit unbequemen Fragen eingereicht: «Wie kommt es, dass eine Theologiestudentin bereits Armeeseelsorgerin werden kann? Welche Kirche hat sie trotz fehlenden Studienabschlusses und erst recht trotz fehlender Ordination empfohlen?»
Estermann, die bis am Freitag mit Parlamentariern der Aussenpolitischen Kommission die Nato-Aussengrenze im Baltikum in Augenschein nahm, teilt SonntagsBlick mit: «Der Gemeindepfarrer und ein Zürcher Theologe haben mich empfohlen.»
Abgänge und Konflikte
Die Causa Estermann ist nicht die einzige Personalie, die bei den Reformierten zu reden gibt. Auch der abrupte Rücktritt von Rechtsanwältin Lilian Bachmann (51) aus dem obersten Gremium der Schweizer Reformierten sorgt für Gesprächsstoff. Nach wenigen Monaten im Amt hat Bachmann das Handtuch geworfen. Der Grund laut Medienmitteilung: unterschiedliche Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS).
Was darunter genau zu verstehen ist, will Bachmann nicht verraten. Gegenüber SonntagsBlick schweigt die Luzerner Juristin eisern zu ihren Beweggründen.
Möglicherweise hängt der Rücktritt mit einem Ereignis bei den Reformierten Medien zusammen, wo Bachmann Vorstandsmitglied ist. Wie SonntagsBlick aus sicherer Quelle weiss, ging bei der EKS eine Beschwerde wegen mutmasslichen Machtmissbrauchs bei den Reformierten Medien ein. Weder die EKS noch Bachmann wollten zur Beschwerde Stellung nehmen.