Die Sommerzeit hat jetzt Ruhe
SVP-Nationalrätin Yvette Estermann tritt ab

Nationalstolz, Glühbirnen und Sommerzeit – das waren die Themen, denen sich die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann mit grossem Eifer während 16 Jahren gewidmet hat. Nun hört sie auf.
Publiziert: 22.02.2023 um 13:24 Uhr
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Die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann tritt bei den Wahlen im Herbst nicht mehr an.
Foto: keystone-sda.ch

Nach 16 Jahren Bundespolitik ist für SVP-Nationalrätin Yvette Estermann (55) Lichter löschen angesagt. Die Politikerin tritt per Ende Legislatur zurück, wie «CH Media» am Mittwoch berichtet. Sie sei dankbar, dass sie sich so lange nach bestem Wissen und Gewissen für die Bevölkerung einsetzen konnte, sagt sie. Aber: Die zunehmend polarisierende Politik bereite ihr Mühe.

Estermann gilt als Politikerin, die Nischen bewirtschaftet. Drei Themen zogen sich durch ihre politische Karriere: Die gebürtige Slowakin setzte sich mit mehreren Vorstössen für mehr Nationalstolz ein. Sie zelebrierte das Schweizertum wie kaum jemand anderes.

Schweizerpsalm als Statussymbol

So wird etwa auf ihr Bestreben hin zu Beginn jeder Legislatur im Parlament die Landeshymne gesungen. Den Schweizerpsalm wollte sie als Staatssymbol geschützt wissen oder von einem Kinderchor gesungen auf der Parlamentswebsite veröffentlicht haben.

Zudem weht dank ihr auf dem Bundeshaus immer eine Schweizerfahne. Den Erfolg feierte sie im Parlament in Luzerner Tracht. Im Bericht von «CH Media» beklagte sie denn auch das fehlende Traditionsbewusstsein der Schweizerinnen und Schweizer: «Patriotismus und Stolz auf das eigene Land fehlen einigen Schweizern fast gänzlich.»

Kampf gegen die Sommerzeit

Mit drei Vorstössen bekämpfte die Estermann zudem das Verbot von Glühbirnen. «Der Kunde soll selber entscheiden können, welches Licht er wo einsetzen will. Denn es ist letztlich der Kunde, der die Stromrechnung bezahlt», lautete eine ihrer Begründungen.

Zu guter Letzt wollte sie die ihr verhasste Sommerzeit bekämpfen. Fünf Vorstösse dazu hat sie eingereicht, seit sie 2007 in den Nationalrat eingezogen ist. Den letzten im Juni 2018: «Genügend Schlaf für alle!», fordert sie darin. «Schon als Kind konnte ich diese Dummheit nicht verstehen», sagt sie. «Die Uhr umzustellen, widerspricht doch einfach dem gesunden Menschenverstand.»

Nun kündigt Estermann also ihren Rücktritt aus dem eidgenössischen Parlament per Ende Legislatur an. 16 Jahre seien genug.

Studium und Anti-Abtreibung-Initiativen

Wie es für sie weitergeht, lässt Estermann noch offen. Sie studiert derzeit an der theologischen Fakultät in Bern, lernt Althebräisch und Altgriechisch. Denn: Sie möchte die Bibel in ihrer Ursprungssprache lesen können.

Etwas will Estermann allerdings zu Ende bringen. Derzeit sitzt sie im Komitee von zwei Anti-Abtreibungs-Initiativen, die sie noch durchbringen will. Die eine Initiative – die «Einmal-darüber-schlafen»-Initiative – will einen Tag Bedenkzeit vor jedem Schwangerschaftsabbruch einführen. Die zweite – die «Lebensfähige-Babys-retten»-Initiative – will Spätabtreibungen stärker einschränken, wenn das Kind ausserhalb des Mutterleibes mit medizinischer Hilfe lebensfähig wäre.

Noch ist unklar, ob das Stimmvolk über die beiden Initiativen befinden wird. Zwar haben die Initianten noch rund vier Monate Zeit, um 100'000 gültige Unterschriften zu sammeln. Doch es könnte knapp werden – für beide Initiativen sind jeweils erst gut zwei Drittel der Unterschriften beisammen. (oco)


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