Gerade hagle es positive Ergebnisse, sagt Natalia Blarer Gnehm, Apothekerin in Zürich. Sie testet derzeit die Schülerinnen und Schüler an fünf Schulen des Kantons auf Corona. Jede Woche findet sie in mindestens drei Klassen positive Fälle. Viele Eltern reagierten panisch auf die Meldung, das Virus grassiere im Umfeld des Kindes. Blarer erhält jede Woche Dutzende Anrufe.
Eigentlich können die Schulen das Testen selber übernehmen: die Kinder in ein Röhrchen spucken lassen, das Ganze zusammenschütten und ins Labor schicken. Pooling nennt sich das Prozedere.
Personelle Kapazität fehlt
Nur: Viele Schulen können oder wollen das nicht selber machen. Vielen graue davor, so Blarer, mit Spucke hantieren zu müssen. Auch in Unternehmen finde das Pooling aus diesem Grund nicht den erhofften Anklang. Und an vielen Schulen fehle dafür schlicht die personelle Kapazität.
Darum gibt es sogenannte externe Poolmanager, Apothekerinnen wie Blarer. Allerdings seien mittlerweile zehn von 15 Apotheken, die diese Aufgabe wahrnehmen, am Anschlag. Blarer: «Mich fragen täglich immer neue Schulen an, die ich abweisen muss.»
In Zürich reden die Medien bereits vom «Corona-Chaos an den Schulen» («Tages-Anzeiger»). Tatsächlich muss jede Schulgemeinde für sich selber schauen, Bildungsdirektorin Silvia Steiner hält sich mit Anordnungen zurück. Die Folge: überforderte Lehrer, gestresste Schulleiter, genervte Eltern.
Klare Direktive fehlt
Auch Apothekerin Blarer wählt deutliche Worte: «Punkto Testen an den Zürcher Schulen haben die Behörden versagt!» Es fehlten eine klare Direktive vom Kanton und eine einheitliche Kommunikation. Man hätte mit dem repetitiven Testen viel früher beginnen müssen, man habe wertvolle Zeit verstreichen lassen, kritisiert sie.
Blarer berichtet weiter, Schulleitungen seien erst Tage vor den Sommerferien vom Kanton informiert worden, dass sie nach den Ferien mit dem Poolen beginnen sollen.
Auch der Zeitpunkt der Einführung sei «falsch gewählt». Zum Unterrichtsbeginn gebe es für die Schulen anderes zu organisieren, viele Lehrer und Schulleiter seien in dieser Zeit bereits stark gefordert, so Blarer.
Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Die Mitte) schwieg lange zu dem Vorwurf, sie schiebe die Verantwortung an Gemeinden und Schulen ab. Diese Woche gab sie Blick ein Interview und betonte, die Gemeinden und nicht der Kanton seien für die Volksschule zuständig. Steiner: «Doch wir lassen die Gemeinden und die Schulen nicht im Stich.»
Bildungsdirektorin verteidigt sich
Auf Anfrage von SonntagsBlick widerspricht Steiner auch dem Vorwurf, zu lange mit den Tests zugewartet zu haben. «Die Vorlaufzeit für die Schulen war in mehrfacher Hinsicht gegeben», sagt sie.
Die Schulen hätten sich seit Ende März fürs repetitive Testen anmelden können. Poolmanager seien im Juni eingeführt worden, auch darüber habe man die Schulen informiert. Und solche, die mit dem repetitiven Testen nicht vertraut waren, seien vor den Sommerferien dazu angehalten worden, zum Beginn des neuen Schuljahrs dafür bereit zu sein.
So oder so: Der Eindruck, die Schulen seien alleingelassen worden, bleibt.Oder wie die Stadtzürcher Schule Milchbuck in einem Schreiben an die Eltern fast flehentlich schreibt: «Bitte bedenken Sie, dass wir keine Institution der Gesundheitsdienste, kein Spital, keine Arztpraxis und kein Testcenter sind. Und dass wir Reihentests zum ersten Mal durchführen, zuerst Erfahrungen sammeln müssen und es wohl in der Anfangsphase zu Pannen kommen wird.»