Dass die Bundesverwaltung vermehrt günstige Zivis in ihren Büros einsetzt, nervt militärnahe Kreise. Wie Blick berichtete, haben Zivildienstleistende vergangenes Jahr insgesamt 50'500 Diensttage bei einer Bundesbehörde absolviert. Das entspricht der Arbeitszeit von rund 220 Vollzeitstellen.
Dominik Knill (64), Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), beurteilt dieses Verhalten als «Mogelpackung auf Kosten der Steuerzahler.» Zivis seien militärdienstpflichtige Männer, die den Militärdienst ablehnen und deshalb vom Bundesrat aber als sicherheitspolitisches Instrument eingestuft würden. «Unter diesem Aspekt ist es nicht nachvollziehbar, dass Zivis in Bereichen eingesetzt werden, die nichts mit Armee- und Sicherheitspolitik zu tun haben», kritisiert Knill.
Vertretbar sei für ihn allein der Einsatz von Zivis in Bundesasylzentren, da hier «ein Konnex zu realen Sicherheitsfragen» gegeben sei.
SVP findet Verhältnisse paradox
Der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz und deren Präsident Stefan Holenstein (61) findet ebenfalls deutliche Worte: Dass der Bund auf Zivis als billige Arbeitskräfte setze, sei «skandalös und führt das Milizsystem effektiv ad absurdum». Attraktive Stellen in der Verwaltung mit Milizgedanken zu verkaufen, sei nicht tolerierbar. Er sei nicht per se gegen Zivildienst, aber dass Tausende von Stunden in Bundesämtern absolviert würden, störe ihn. Der Berner Verwaltung müsse «hier schnellstens der Riegel geschoben werden», sagt er zu Blick.
Bei der SVP sieht man paradoxe Verhältnisse. «Der Bund kann doch nicht sagen, er wolle das Militär stärken und gleichzeitig immer mehr Militärdiensttaugliche in die Bundesverwaltung locken», sagt SVP-Sicherheitspolitiker und Nationalrat Mauro Tuena (51) zu Blick.
Verband sieht kein Handlungsbedarf
Kein Problem hat man derweil beim Schweizerischer Zivildienstverband Civiva mit dieser Entwicklung. Deren Geschäftsführer Luca Dahinden sagt auf Anfrage: «Warum sollte es nicht okay sein, dass Bundesämter Zivis einsetzen?»
«Seit immer» würden viele öffentliche Institutionen wie Gemeinden, Kantone und eben auch der Bund Zivildiensteinsätze vergeben. Das Bundesamt für Zivildienst kontrolliere Einsatzbetriebe und habe klare gesetzliche Vorgaben. «Wenn Bundesämter diese gesetzlichen Regeln erfüllen, warum sollten sie nicht Einsatzbetriebe sein?», fragt Dahinden.
Das Problem dürfte sich allerdings in den nächsten Jahren so oder so entschärfen. Denn das Parlament wurde erst kürzlich selbst aktiv. Es hat im Frühling einen Vorstoss der SVP mit deutlicher Mehrheit angenommen. Dieser verlangt, dass der Zivildienst mit gezielten Massnahmen unattraktiver gemacht werden soll, damit mehr junge Männer und Frauen in die Armee gehen.