Angeblicher Einbruch bei E-Auto-Verkäufen
Warum die Autolobby jetzt Geldspritzen fordert

Der Verkauf von E-Autos ist gemäss Auto-Schweiz eingebrochen – es brauche dringend neue finanzielle Anreize. Der Faktencheck des Beobachters zeigt: Das ist nur die halbe Wahrheit.
Publiziert: 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 10:45 Uhr
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Gab es Einbrüche beim Absatz von E-Autos?
Foto: Keystone
Alexander Lüthi
Alexander Lüthi
Beobachter

Selten wurden zu Jahresbeginn so wenig Autos verkauft wie diesmal. Besonders die Verkaufszahlen von E-Autos wie Tesla seien abgestürzt, berichtete kürzlich unter anderem der «Tages-Anzeiger». Der Branchenverband Auto-Schweiz verlangte umgehend und öffentlichkeitswirksam finanzielle Anreize zur Förderung von E-Autos vom Bund.

Doch ist das wirklich nötig? Die Statistik zur Inverkehrsetzung von Personenwagen zeigt, dass in Tat und Wahrheit im Januar 2025 deutlich mehr Elektroautos in Verkehr gesetzt wurden als im Januar 2024. Und zwar satte 23 Prozent mehr.

«Es war ein sehr guter Januar für die Elektromobilität»

«Es war ein sehr guter Januar für die Elektromobilität», bestätigt Michel Haller, Experte für nachhaltige Energien an der Fachhochschule Ost. «Und ein rabenschwarzer Monat für die Fossilen. Das ist jedoch auf der anderen Seite für das Klima eine gute Nachricht», sagt er gegenüber dem Beobachter. Im Januar 2025 wurden rund 24 Prozent weniger reine Benzin- oder Dieselautos in Verkehr gesetzt als im Januar 2024.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Warum prescht Auto-Schweiz dann derart vor und fordert unter anderem die sofortige Aussetzung der Importsteuer für E-Autos? Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik sagt dazu: «Das Ergebnis für Elektroautos im vergangenen Monat ist ungefähr auf Vorjahresdurchschnitt. Für uns sind damit die Erwartungen nicht erfüllt.» Der Januar sei nicht repräsentativ, einen Trend könne man meist erst Ende März erkennen.

Mehr Elektro, weniger Benzin

Wer sich die Inverkehrsetzungen der vergangenen Jahre anschaut, erkennt einen deutlichen Trend. Der Marktanteil von Elektro- und Hybridautos hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, derjenige von reinen Benzin- und Dieselautos nimmt ab.

Einen Knick gab es letztes Jahr dennoch für die Elektroautos. Um rund 1,7 Prozentpunkte ging der Marktanteil 2024 zurück. Grund dafür ist gemäss Experte Michel Haller, dass Steuererleichterungen für Elektroautos per 2024 weggefallen sind und sie damit unattraktiver wurden. «Der Rückgang des Marktanteils war jedoch nicht einmal extrem.»

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Hybridautos im Aufwind

Zugelegt haben hingegen im letzten Jahr die Hybridautos. «Hybridautos sind etwas effizienter als reine Benziner, und deshalb können sie durchaus als Schritt in die richtige Richtung gesehen werden», sagt Haller. Allerdings seien die Einsparungen im Vergleich zu einem Elektroauto nur gering. 

Massnahmen nötig

Derzeit arbeitet der Bundesrat eine CO2-Verordnung aus, die unter anderem CO2-Zielwerte für die Autobranche vorsieht. Bei den aktuellen Verkaufszahlen von Elektroautos befürchtet Auto-Schweiz, dass diese Ziele nicht erreicht werden. Um daraus entstehende Sanktionen zu vermeiden, fordert der Verband deshalb in einer Medienmitteilung eine «massive» Entschärfung der CO2-Verordnung. «Bei der Dringlichkeit von Massnahmen gegen den Klimawandel sehe ich nicht, wie man auf diese Idee kommen kann», sagt Fachmann Haller.

Stattdessen sei es wichtig, dass man sein Elektroauto auch zu Hause laden kann. «Es darf nicht sein, dass der Vermieter sich weigert, einen Stromanschluss für Elektroautos zur Verfügung zu stellen», so Haller. Hier sei die Schweiz rückständig, denn in anderen Ländern gibt es bereits entsprechende Regelungen, die auch für die Mieterschaft den Zugang zu Lademöglichkeiten sicherstellen. 

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