Seit zwei Jahren tobt in der Ukraine Krieg. Seit zwei Jahren erhalten ukrainische Geflüchtete in der Schweiz den Schutzstatus S. Dieser bedeutet auch, dass geflüchtete Kinder die Schule in der Schweiz sofort besuchen können. Laut einer Umfrage erhalten fast alle Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine hierzulande Unterricht.
Laut einer Studie des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vom vergangenen Jahr besuchten im Frühjahr 2023 69 Prozent der ukrainischen Kinder und Jugendlichen zwischen vier und 16 Jahren ausschliesslich die Schweizer Schule. Weitere 25 Prozent erhielten zusätzlich Onlinefernunterricht gemäss ukrainischen Lehrplänen. Der Anteil jener, die ausschliesslich am Fernunterricht teilnahmen, war mit drei Prozent gering.
«Die Integration der Kinder in der Regelschule funktioniert erfreulich gut», erklärt dazu Eliane Engeler, Mediensprecherin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. Die Schulen hätten sehr gute Arbeit geleistet, um die vielen Kinder aufnehmen zu können. Für jene, die sowohl den Schweizer als auch den ukrainischen Unterricht besuchten, könne dies allerdings eine grosse zeitliche Belastung darstellen.
Sprache zu Beginn eine Barriere
Repräsentative Aussagen dazu, wie gut die Integration funktioniere, könne sie keine machen, teilte Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer, auf Anfrage mit. Es gebe aber zahlreiche positive Beispiele, in denen Kinder und Jugendliche in Schulen und Gemeinden integriert wurden. Die Schule leiste in diesem Punkt sehr wichtige Integrationsarbeit.
Natürlich sei die Sprache eine grosse Barriere, wenn es darum gehe, Freunde zu finden und im Alltag anzukommen, so Rösler: «Es gibt Kinder und Jugendliche, die sich die deutsche Sprache sehr schnell aneignen konnten, andere brauchen etwas länger.»
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Die sogenannten Willkommensklassen mit dem Ziel, dass sich Kinder auf das Lernen der jeweiligen Landessprache und das Leben in einem fremden Land konzentrieren konnten, seien inzwischen an vielen Orten aufgehoben worden.
Auch Kinder mit Traumata
Angesprochen auf die psychische Belastung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler durch den Krieg in der Heimat und das Erleben von Gewalt verweist Rösler auf die individuellen Unterschiede und die grosse Spannbreite: Einige Kinder könnten sich relativ unkompliziert integrieren, andere hätten Traumata erlitten. Letzteres sei für Lehrpersonen sehr schwierig, da sie keine spezialisierte psychologische Ausbildung hätten. Hier seien Lehrerinnen und Lehrer auf die Unterstützung von Fachpersonen angewiesen.
Ein noch viel grösseres Problem ist selbstredend die Traumatisierung von Kindern im Kriegsgebiet selbst. Die Schweizer Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes mit Sitz in Lausanne setzt hier einen Schwerpunkt ihrer Arbeit.
«Die Kinder in der Ukraine fühlen sich nicht sicher, egal wo sie sind. Ob im Osten oder im Westen, sie befinden sich in einem dauerhaften Zustand von Trauma und Stress», zitiert die Organisation in einer Medienmitteilung ihre stellvertretende Delegationsleiterin in der Ukraine, Olga Dombrovska.
Terre des Hommes bietet Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern in der Ukraine psychosoziale Unterstützung an. Nach eigenen Angaben hat die Organisation in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50'000 Kinder psychologisch betreut. Zudem richtete sie über 200 kinderfreundliche Räume ein. «Dort können Kinder spielen, lernen und trotz der traumatischen Umstände ein Gefühl von Normalität zurückgewinnen», heisst es im Communiqué. (SDA)