Auf einen Blick
- SBB spielt klassische Musik am Bahnhof Bern zur Stauvermeidung
- Pilotprojekt erfolgreich, wird jetzt weitergeführt
- Ambient-Musik am Morgen, Klassik am Nachmittag
- Externe Agentur erstellt Playlists für SBB
- Umfrage in München: 30 Prozent der Frauen fühlen sich sicherer
Bach, Vivaldi oder Mahler: Die SBB spielen seit Mitte Mai im Eingangsbereich des Bahnhofs Berns klassische Musik ab, um dort Stau zu verhindern. Sie hofften, damit Leute zu vertreiben, die sich vor dem Bahnhofseingang versammelten.
Das Ganze hat offenbar funktioniert, wie eine Pressesprecherin der SBB gegenüber Blick bestätigt. Darum wird das als Pilotprojekt gestartete Vorhaben jetzt weitergeführt. «Im Eingangsbereich ist ein möglichst reibungsloser Personenfluss erforderlich. Musik unterstützt hierbei», sagt Pressesprecherin Sabrina Schellenberg.
Weitere musikalische Bahnhöfe geplant?
Der Pilotversuch habe gezeigt, dass in der ersten Tageshälfte Ambient wirke, in der zweiten mehr Klassik. Für das Zusammenstellen der Playlist haben die SBB nun eine externe Agentur beauftragt. Um was es sich dabei für eine Firma handelt, wollte das Transportunternehmen auf Anfrage von Blick nicht ausführen.
Ebenso lassen die SBB offen, ob das Bedudeln der Gäste auch in anderen Bahnhöfen geplant sei. Dies werde «je nach Situation» geprüft.
Es ist aber nicht so, dass Pendler nur am Bahnhof Bern berieselt werden. Im Zürich HB wird seit Jahren ebenfalls mit Hintergrundmusik gearbeitet, jedoch nicht im Eingangsbereich. In Heerbrugg SG werden die klassischen Klänge per Lautsprecher am Bahnhof abgespielt.
Besseres Sicherheitsgefühl
Auch im Ausland setzt man schon länger auf diese Taktik. So berichtete die «Süddeutsche Zeitung» über die Klänge in den U-Bahnhöfen Münchens. Die Berieselung soll dort unter anderem das subjektive Sicherheitsgefühl verbessern – offenbar mit Erfolg.
Eine Umfrage in München ergab, dass ein Ort, an dem Musik gespielt wird, bei 20 Prozent der männlichen Befragten und fast 30 Prozent der Frauen den Eindruck erweckte, sie seien vor gewalttätigen Übergriffen geschützt.
«Ich habe mich noch keinem Selbstversuch unterzogen, vermute aber, dass höhere Frequenzen zum Beispiel der Geige als physischer Schmerz erlebt werden können», sagte der Potsdamer Musikpädagoge Michael Büttner gegenüber dem «Spiegel», nachdem man auch in Hamburg versucht hatte, Junkies mit klassischer Musik aus U-Bahnhöfen zu vertreiben.