Darum gehts
- Trump erhebt Strafzölle Schweizer Importe
- Pascal Couchepin betont Wichtigkeit starker Beziehungen zu Handelspartnern
- USA sind grösster Schweizer Exportmarkt mit 18,6 Prozent der Gesamtexporte
32 Prozent – eine Zahl, die wie ein Schlag ins Gesicht wirkt. Doch genau diesen Satz will Donald Trump (78) auf Importe aus der Schweiz erheben. Die der Schweiz auferlegten Zölle sind damit deutlich höher als die 20 Prozent, die der Europäischen Union (EU) auferlegt werden.
Blick sprach mit Pascal Couchepin (82), der von 1998 bis 2009 als Bundesrat amtierte. Im Interview betont der Freisinnige, wie wichtig es ist, starke Beziehungen zu unseren wichtigsten Partnern aufrechtzuerhalten.
Blick: Pascal Couchepin, ist dieser Zollsatz eine Strafe?
Pascal Couchepin: Ich vergleiche die Situation der Schweiz nicht mit der anderer Länder. Die Erhöhung der Zölle wird Schockwellen auslösen, die wir noch nicht vollständig unter Kontrolle haben. Es ist jedoch positiv, dass die Entscheidung keine Panik an der Börse ausgelöst hat. Das Handelsvolumen bleibt normal, was darauf hindeutet, dass die Anleger die Situation mit Gelassenheit aufnehmen.
Sind die USA ein wichtiger Handelspartner für die Schweiz?
Wenn man sich den Handel mit den USA ansieht, macht er etwa 18,6 Prozent unseres Aussenhandels aus. Das ist ein wichtiger Wert. Diese Entwicklungen sind sicherlich keine guten Nachrichten.
Und spielen pharmazeutische Produkte eine besondere Rolle?
Sie machen den grössten Teil unserer positiven Handelsbilanz mit den USA aus. Trump hat die Möglichkeit einer Liberalisierung angedeutet. Das wäre positiv.
Was kann die Schweiz zum jetzigen Zeitpunkt tun?
Die Folgen abwarten, hoffen, dass es schnell vorbeigeht, und froh sein, dass die Schweiz kein überschuldetes Land ist. Die Schweizerische Nationalbank verfügt über die nötigen Mittel, um auf mögliche Schwankungen des Schweizer Frankens zu reagieren.
An wen können wir uns wenden, um weiterhin Handel zu treiben?
Wir müssen unsere guten Beziehungen zur Europäischen Union ausbauen. Es wäre sinnvoll, das Abkommen mit dem Mercosur («Gemeinsamer Markt des Südens») abzuschliessen und unsere Partnerschaft mit der EU, unserem engsten und zuverlässigsten Partner, zu vertiefen.
Und was ist mit China?
Wir haben keine direkten Probleme mit China. Die Schwierigkeiten sind eher auf die interne Situation in China zurückzuführen, wo sich die Wirtschaft verlangsamt und der Konsum sinkt. Unsere Exporte nach China betreffen hauptsächlich Uhren. Es bleibt ein relativ zuverlässiger Handelspartner, auch wenn sein derzeitiges Verhalten gegenüber Taiwan Anlass zur Sorge gibt.
Glauben Sie, dass Trump seine Entscheidung irgendwann rückgängig machen wird?
Wir können nur hoffen, dass Donald Trump erkennt, dass seine Entscheidungen über Zölle etwas Selbstmörderisches haben. Er will die Dinge vereinfachen, aber das ist «wishful thinking». Die Wirtschaft ist kein «mechanisches Spiel».
Warum ist die Schweiz stärker betroffen als die Europäische Union?
Ich werde das nicht kommentieren. In dieser Debatte geht es darum, unvergleichbare Situationen zu vergleichen. Unsere Aufgabe ist es, unsere Interessen zu verteidigen, und wir stellen einfach fest, dass sie derzeit unter Druck stehen.
Bleibt die Schweizer Wirtschaft trotz allem stark?
Glücklicherweise verfügt die Nationalbank über eine gesunde Bilanz und unsere wirtschaftlichen Aussichten bleiben solide. Wir müssen uns auf unsere eigenen Herausforderungen konzentrieren, insbesondere auf die Finanzierung der 13. AHV-Rente und die Ablehnung zusätzlicher AHV-Ausgaben, solange sich die Lage nicht beruhigt.
Könnten wir auf die USA verzichten?
Wir können weder auf die EU noch auf die USA verzichten. Die EU macht etwa 50 Prozent unserer Exporte aus, aber einzeln betrachtet überholen die USA Deutschland als grössten Exportmarkt.