Regionale Extrawurst
Bündner wollen Knatsch um Beizen-Terrassen aussitzen

In Graubünden sind präventive Tests schon lange Alltag. Jetzt will der Bergkanton als Gegenleistung für seinen Einsatz auch die Restaurant-Terrassen früher öffnen dürfen.
Publiziert: 19.02.2021 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2021 um 22:24 Uhr
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Die Bündner testen viele Menschen auf das Coronavirus und haben bei präventiven Tests vorgespurt.
Foto: Keystone

Die Bündner testen sehr viel. Wenn es darum geht, auch dort nach dem Coronavirus zu suchen, wo gar niemand Symptome zeigt, ist Graubünden Vorzeigekanton. Als erster Kanton in der Schweiz wurde mit Erfolg breitflächig durchgetestet. Und inzwischen verfolgt auch der Bund die Strategie der präventiven Massentests.

Jetzt will der Kanton dafür belohnt werden – und die Restaurantterrassen schon per 1. März öffnen, wie der Bündner Regierungspräsident Mario Cavigelli via SRF fordert. Wenn es nach dem Bundesrat geht, sind Restaurantterrassen frühestens ab April an der Reihe.

Sein Kanton habe mit den Massentests viel für die Bekämpfung der Pandemie getan, so Cavigelli. Das müsse belohnt werden. «Letztlich wird es auf dem Pfad funktionieren müssen, dass der Bund gewisse Kompetenzen wieder zurück an den Kanton gibt und somit die Kantonsautonomie sich entwickeln kann, so wie wir sie uns vorstellen, dass es funktionieren könnte.»

Bündner wollen Terrassenknatsch aussitzen

Just bei den Restaurantterrassen schwelt aber schon länger ein Streit zwischen Bund und Kantonen. Denn eigentlich ist nur Take-Away erlaubt, Sitzgelegenheiten an der Sonne müssten abgesperrt werden.

Gerade die Bergkantone, allen voran Graubünden, ignorieren die Vorgabe schon seit einiger Zeit, sehr zum Unmut von Bundesrat Alain Berset (48, SP), der schon verschiedentlich klar gemacht hat, dass dies rechtswidrig ist. Der Kanton Graubünden dürfte aber hoffen, den Streit auszusitzen.

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Extrawürste nicht vorgesehen

Und auch von regional unterschiedlichen Regeln hält der Gesundheitsminister wenig, wie er am Rande einer Medienkonferenz diese Woche deutlich machte. Wenn jeder Kanton sein eigenes Süppchen koche, riskiere die Schweiz Besucherströme zwischen den Regionen, was der Bekämpfung der Pandemie kaum helfen werde.

Dazu kommt: So grosse Unterschiede bei der Corona-Lage gebe es in der Schweiz zur Zeit nicht, dass regionale Extrawürste in Frage kämen.

Auch Waadt will schneller öffnen

Die Bündner sind nicht die ersten, für die die Öffnungspläne des Bundesrats zu langsam sind. Auch die Waadt plädiert auf schnellere Lockerungen, und möchte etwa die Restaurants schon ab Mitte März wieder öffnen – zumindest tagsüber.

Die Kantone haben noch bis nächste Woche Zeit, ihre Meinung zum Lockerungsfahrplan des Bundesrates abzugeben. Definitiv über das Tempo entscheiden wird die Landesregierung am kommenden Mittwoch. (gbl)

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