Als Dolmetscher üben sie Druck auf Flüchtlinge aus
Spione aus Eritrea infiltrieren die Bundesbehörden

In den Büros der Schweizer Behörden treiben eritreische Spione ihr Unwesen. Sie schüchtern Flüchtlinge ein und manipulieren Asylverfahren zu ihren Ungunsten.
Publiziert: 26.08.2023 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2023 um 18:52 Uhr
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In Schweizer Asylzentren treiben eritreische Agenten als Dolmetscher ihr Unwesen.
Foto: Keystone

Spionage innerhalb der Schweizer Bundesbehörden! Eritreische Agenten sollen über Jahre hinweg in den Schweizer Asylzentren für das Regime von Isayas Afewerki (77) spioniert haben. Das zeigen Recherchen von «CH Media».

Die Leidtragenden sind eritreische Asylbewerber. Unter anderem wurden sie von den Dolmetschern eingeschüchtert und über ihre familiäre Situation ausgefragt. Ein Betroffener, der in seiner Heimat eingesperrt und gefoltert wurde, erzählt, seine Verwandte und Bekannten seien wenige Wochen nach seiner Befragung von den Behörden aufgesucht worden. Sie wurden verhört und um Geld erpresst.

Manipulierte Protokolle

Auch von manipulierten Protokollen ist die Rede. Die Dolmetscher hätten die Protokolle nicht zurückübersetzt, wodurch die Asylbewerber ihrer registrierten Aussagen nicht kontrollieren konnten. In manchen Fällen hätten die eritreischen Agenten so eine Ablehnung von Asylgesuchen herbeigeführt und die Rückschaffung politisch verfolgten Eritreern erwirkt.

Dass verdächtigte Dolmetscher tatsächlich in einer vom eritreischen Staat orchestrierten Aktion in die Schweiz gelangen, bezeugt ein eritreischer Flüchtling, der heute in der Schweiz lebt. Er soll in seiner Zeit bei der eritreischen Regierung über 1500 Dolmetscher für solche Einsätze ausgebildet haben. Manche der Dolmetscher, die er in der Agentenschule ausgebildet hat, habe er nach seiner Flucht wieder getroffen – in Schweizer Asylzentren.

Schwierige Jagd auf Spione

Der Verdacht, dass eritreische Agenten innerhalb der hiesigen Behörden ihr Unwesen treiben, besteht schon länger. Bereits 2015 gestand der Bundesrat ein, dass es die Möglichkeiten des Staatssekretariats für Migration (SEM) übersteige, Spitzel unter Dolmetschern zu enttarnen.

Auf Nachfrage von «CH Media» teilt das SEM nun aber mit, dass es die Vorwürfe ernst nehme und ein grosses Interesse habe, die Fälle schnellstmöglich zu untersuchen. Eritreern, die in die Fänge von den Dolmetschern gerieten, empfehle man den Gang zur Polizei. (ste)


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