Alarmismus-Vorwurf gegen Corona-Taskforce
Werden die Spitäler tatsächlich überlastet?

Mehrfach erliess die Corona-Taskforce dramatische Prognosen, dass die Intensivbetten demnächst überfüllt seien. Das trägt ihr Kritik ein. Mit ihren Warnungen hätten sie zur Besserung beigetragen, wehren sich nun die Wissenschaftler.
Publiziert: 08.11.2020 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2020 um 12:16 Uhr
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Die Corona-Zahlen in der Schweiz bleiben hoch. Und damit auch die Zahl der täglichen Spitaleinweisungen.
Foto: Keystone

Das erste Mal warnte die Corona-Taskforce des Bundes am 23. Oktober, dass es bereits Ende Monat im ganzen Land keine freien Intensivbetten mehr haben könnte. Dann war von Ende dieser Woche die Rede. Die Ärzte in den Schweizer Spitälern könnten dann nicht mehr alle Corona-Patienten behandeln. Ein Schreckensszenario!

So weit ist es bis heute nicht gekommen. Die Intensivbetten werden vereinzelt zwar knapp. Gerade Westschweizer Spitäler mussten bereits Patienten verlegen lassen. Noch aber scheint die Situation einigermassen unter Kontrolle. Am Freitag korrigierte sich Taskforce-Präsident Martin Ackermann dann erneut. Die Spitäler sollen nun kommende Woche voll sein, wenn die Fallzahlen nicht deutlich gesenkt werden können.

Fallzahlen steigen nicht mehr gleich stark an

Mittlerweile sind Zweifel aufgetaucht. Sitzen in der Corona-Taskforce des Bundes lauter Schwarzmaler? Die Wissenschaftler müssen sich den Vorwurf von übertriebenem Alarmismus anhören. Dagegen wehrt sich nun Taskforce-Mitglied Sebastian Bonhoeffer gegenüber der «Sonntagszeitung»: «Die Prognosen vom 23. Oktober basierten auf der Annahme, dass die nicht notfallmässigen Eingriffe nicht verschoben werden», sagt der Professor für theoretische Biologie an der ETH Zürich.

Gleichzeitig habe sich die Verdoppelungszeit bei den Erkrankungen von 7 auf 8,6 Tage verlangsamt. Damit sei der Zeitpunkt, an dem es in den Spitälern knapp wird, um einige wenige Tag nach hinten gerückt.

Problem ist noch lange nicht gelöst

Bonhoeffer nimmt für die Taskforce zudem in Anspruch, dass sie selbst mit ihren Warnungen dazu beigetragen habe, dass sich die Situation etwas entspannt habe. Bonhoeffer: «Sollte dies der Fall sein, dann wäre das auf die Einführung der Massnahmen und ein stark verändertes Verhalten der Bevölkerung zurückzuführen. Dies wäre ein grosser Erfolg, zu dem wohl dann auch die Wissenschafts-Taskforce einen gewissen Beitrag geleistet hätte.»

Gelöst sei das Problem der Spitäler aber keineswegs. Denn solange das Wachstum weiter exponentiell sei, gewinne man durch eine Verlangsamung immer nur etwas Zeit: «Wenn man die Bettenkapazität noch um 100 oder 200 Betten aufstockt, wird es nur ein paar Tage länger dauern, bis die Spitäler wieder an die Grenzen kommen». Gelöst werde das Problem einzig, wenn die Fallzahlen drastisch gesenkt werden könnten. (dba)

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