«Ich habe Elisabeth Kopp bewundert. Ich lernte sie im Nationalrat kennen, später sassen wir ein gutes Jahr zusammen im Bundesrat. Es war eine tolle Zeit. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sie nach ihrer Wahl gefeiert wurde. Noch nie hatte eine Politikerin so viel Sympathie und Respekt bekommen wie Frau Kopp nach ihrer Wahl. Man hörte das Land förmlich aufschnaufen: Endlich, die erste Frau!
Elisabeth Kopp war eine starke Frau, die im Bundesrat überzeugt hat. Sie hat sich ausgezeichnet durch einen scharfen analytischen Verstand und einen globalen Weitblick. Sie war mutig und pflichtbewusst und hat eine grosse Gewissenhaftigkeit ausgestrahlt.
Dass sie die einzige Frau im Gremium war, hat sie genutzt für ihre Politik – im positiven Sinn. Man spürte, wie es sie freute, die erste Frau zu sein, der es gelungen ist, in den Bundesrat zu kommen. Und wir Männer haben sie als Kollegin geschätzt. Auch international hat es für Aufmerksamkeit gesorgt, dass wir eine Frau in der Regierung haben. 1987 hat der damalige US-Präsident Ronald Reagan sie empfangen. Elisabeth Kopp – und nicht den Bundespräsidenten!
Wenn ich an sie denke, denke ich aber auch an den traurigen Abschied. Als sie uns Adieu sagen musste und ich wusste: Das ist das letzte Mal, dass ich sie im Bundeshaus sehe. Was sie rund um ihren Rücktritt miterleben musste, war fast unmenschlich. Sie hat die unwahren Äusserungen Ihres Mannes nie richtiggestellt, obwohl sie das hätte tun können. Sie hat sich verstrickt in ihren Äusserungen. Das wurde ihr zum Verhängnis.
Nach ihrem Rücktritt habe ich ihr von Zeit zu Zeit einen Blumenstrauss geschickt, oder ein Buch oder eine Rede, die ich spannend fand. Später haben wir noch ab und zu miteinander telefoniert. Das letzte Mal gesehen habe ich sie vergangenen Sommer, am traditionellen Treffen der alt Bundesräte mit den amtierenden Regierungsmitgliedern. Sie war gesundheitlich sehr angeschlagen, sass im Rollstuhl. Dieser Anblick hat wehgetan.
Heute frage ich mich: Hätten wir diese Krise nicht anders bewältigen können? Was sicher fehlte, war der politische Instinkt vonseiten des Bundesrats, des Parlaments und vielleicht auch der FDP, die notwendige Autorität und die Führungsstärke zu Beginn der Mutmassungen rund um die Rolle ihres Ehemannes. Das hat die politische Schweiz herausgefordert und zur PUK geführt.»