Das war die erste Schweizer Bundesrätin
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Elisabeth Kopp (†86) ist tot:Das Leben der ersten Schweizer Bundesrätin

Elisabeth Kopp (†86)
Die Bürgerliche, die so viel für die Frauen tat

Sie war die erste Bundesrätin: Elisabeth Kopp (†86) wurde 1984 in die Landesregierung gewählt. Ein Nachruf.
Publiziert: 14.04.2023 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2023 um 21:30 Uhr
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Sie war die erste Bundesrätin: In Begleitung von zwei Weibeln hebt Elisabeth Kopp am 2. Oktober 1984 bei ihrer Vereidigung die rechte Hand zum Schwur.
Foto: Keystone
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Sermîn FakiPolitikchefin

Die Jahreszahl prangt rot auf dem Buchdeckel: 1956. Darunter steht: «Welt im Aufstand.» Publiziert hat das Monumentalwerk zum Epochenjahr ein junger britischer Historiker namens Simon Hall. Vor einigen Jahren lag der 500-Seiten-Wälzer auf dem Wohnzimmertisch von alt Bundesrätin Elisabeth Kopp.

1956: Für Elisabeth Kopp eine Jahreszahl mit Symbolkraft. 1956 gingen die Studenten in Ungarn für Demokratie und Freiheit auf die Strasse. Und für die zwanzigjährige Jus-Studentin Elisabeth Iklé, wie sie damals noch hiess, Tochter aus bürgerlichem Hause, wirkte dies wie ein Fanal, das die Politik in ihr Leben drückte. Ohne 1956 hätte es wohl keine Gemeindepräsidentin, keine FDP-Nationalrätin, keine Bundesrätin Elisabeth Kopp gegeben.

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Erste politische Rede an der Goldküste

1956 war für die vor dem Krieg Geborenen der Urknall für die Politisierung einer ganzen Generation. Elisabeth Kopp war eine der letzten noch lebenden Zeugen aus dem harten Kern der «Studentischen Direkthilfe Schweiz-Ungarn» (SDSU). Kein Wunder, hat die ungarische Botschaft die alt Bundesrätin zum 60. Jubiläum für einen Vortrag zum Thema angefragt, den sie gerne gehalten hat.

Damit schloss sich für Elisabeth Kopp ein Kreis: Zum gleichen Thema hat sie schon früh einmal gesprochen. Zum Nationalfeiertag 1957 stand sie vor den Bewohnern der Gemeinde von Küsnacht an der Zürcher Goldküste und hielt ihre erste politische Rede. Thema: ihre Erfahrungen in der Ungarnhilfe.

Kämpferin für das Frauenstimmrecht

In den 60 Jahren dazwischen ist viel passiert: Als das Frauenstimmrecht, für das Kopp als überzeugte Freisinnige immer gekämpft hatte, endlich Wirklichkeit geworden war, ging es Schlag auf Schlag für die Juristin, Ehefrau und Mutter: 1970 wurde sie in den Gemeinderat von Zumikon ZH gewählt. Ihre nationale Karriere startete 1979, als sie auf der Liste der Zürcher FDP in den Nationalrat gewählt wurde.

Nur fünf Jahre später, am 2. Oktober 1984, zog Kopp in den Bundesrat ein. Schon im ersten Wahlgang wurde sie mit 124 von 244 Stimmen gewählt. Die Kleider, die sie damals trug, werden in der historischen Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums aufbewahrt.

Schlammschlacht und Rücktritt

Lange aber konnte Kopp im Bundesrat nicht wirken. Schon während des Bundesratswahlkampfs gab es eine Schlammschlacht wegen angeblichen Fehltritten ihres Ehemannes Hans W. Kopp. Der Staranwalt, Universitätsdozent, Oberst im Generalstab, «Medienpapst» und Buchautor, mit dem sie während knapp fünf Jahrzehnten verheiratet war.

Im Herbst 1988 stolperte die Magistratin über ihren Ehemann. Am Telefon drängte sie ihn dazu, aus dem Verwaltungsrat einer der Geldwäscherei verdächtigten Firma zurückzutreten. Einer der grössten Politskandale der Schweiz war geboren, der im Januar 1989 zu Kopps Rücktritt führte.

Vollständig rehabilitiert

Zwar wurde sie später vollständig rehabilitiert – doch das nützte auch nichts mehr. Auf 20 Jahre Aufstieg bis ins Bundesratszimmer folgten 20 Jahre des gemeinsamen Abstiegs ins gesellschaftliche Nichts.

Hans W. Kopp, der 1991 in der Affäre um die Anlagefirma Trans-KB zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt wurde und das Anwaltspatent verlor, starb Anfang 2009, ohne je in die Öffentlichkeit zurückgefunden zu haben. Elisabeth Kopp hingegen trat nach und nach wieder als Referentin auf. Später kam dann auch die Versöhnung mit ihrer Partei: Erstmals seit ihrem Rücktritt aus dem Bundesrat besuchte sie 2017 wieder eine Delegiertenversammlung der FDP Schweiz.

Zum 50-jährigen Jubiläum des Frauenstimmrechts vor zwei Jahren erinnerte sie sich zurück an ihr politisches Engagement während des Studiums. Ein Mitstudent habe sie gefragt, warum sie sich für das Frauenstimmrecht einsetze. Sie sei doch eine ganz normale Frau. «Eben deshalb», habe sie ihm geantwortet. Heute sei es für ihre Enkelinnen keine Frage mehr, dass sie sich am politischen Geschehen beteiligen. Und das sei gut so.

Nun, ist die, die immer die Erste war, am Karfreitag nach langer Krankheit gegangen – als erste Bundesrätin.

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