Bei den Bauern ist Feuer im Dach. «Der Bauernverband untergräbt die Ernährungssicherheit», schimpft die Bauerngewerkschaft Uniterre. Auslöser ist das Freihandelsabkommen mit Indonesien, über das wir am 7. März abstimmen. Uniterre befürchtet starken Druck auf die Rapsölpreise, wenn mehr Palmöl importiert wird. Dass der SBV das Abkommen unterstützt, ärgert ihn.
Tatsächlich hatte sich Bauernpräsident Markus Ritter (53) gemeinsam mit Umweltverbänden zuerst heftig gegen das Abkommen gewehrt. Das Palmöl sei davon auszunehmen, um die Schweizer Ölsaaten-Produktion vor der drohenden Konkurrenz zu schützen. Heute ist alles anders. Ritter ist umgeschwenkt und der Bauernverband für das Abkommen.
«Das Abkommen verbessert die Situation»
Zum Umdenken geführt hat ein Schutzmechanismus im Abkommen, der die hiesigen Bauern vor einer Flut billigen Palmöls bewahren soll. Vom Zoll befreit würden nur 12'000 Tonnen zertifiziert-nachhaltig produziertes Palmöl. Damit werde die Schweizer Landwirtschaft nicht gefährdet, ist Ritters Verband überzeugt.
Ohne das Abkommen gelange das Palmöl weiter in die Schweiz, ohne die Nachhaltigkeit der Produktion zu berücksichtigen. «Das Abkommen verbessert die Situation», so Sandra Helfenstein vom Bauernverband. «Nicht nur für die Bauern hier; es leistet auch einen Beitrag für die Umwelt vor Ort.»
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE mag kein Palmöl. Allerdings: «Es ist immer eine Frage der Häufigkeit und Menge, in der ein Lebensmittel konsumiert wird», sagt SGE-Sprecherin Charlotte Weidmann. Experten empfehlen aber eher Pflanzenöle mit hohem Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie Walnuss- oder Leinöl.
Naturbelassen hat Palmöl durchaus Vorteile. So zeichne es sich etwa aus durch Vitamin-E-Formen, die als gefäss- und nervenschützend gelten, verweist Weidmann auf Untersuchungen des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften.
Sobald Palmöl aber industriell verarbeitet ist, sieht die Sache anders aus. So steht es im Verdacht, an der Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes beteiligt zu sein. Noch seien aber nicht alle Bestandteile abschliessend bewertet, betonen Experten.
Einen schlechten Ruf hat das Palmöl aber vor allem, weil für die Ölpalm-Monokulturen Urwald gerodet und damit der Lebensraum vieler bedrohter Tiere zerstört wird.
Derzeit gibt es keine offiziellen Daten zum Palmölverbrauch in Europa. Für Frankreich wird der Verbrauch derzeit auf zwei Kilo pro Person und Jahr geschätzt. (dba)
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE mag kein Palmöl. Allerdings: «Es ist immer eine Frage der Häufigkeit und Menge, in der ein Lebensmittel konsumiert wird», sagt SGE-Sprecherin Charlotte Weidmann. Experten empfehlen aber eher Pflanzenöle mit hohem Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie Walnuss- oder Leinöl.
Naturbelassen hat Palmöl durchaus Vorteile. So zeichne es sich etwa aus durch Vitamin-E-Formen, die als gefäss- und nervenschützend gelten, verweist Weidmann auf Untersuchungen des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften.
Sobald Palmöl aber industriell verarbeitet ist, sieht die Sache anders aus. So steht es im Verdacht, an der Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes beteiligt zu sein. Noch seien aber nicht alle Bestandteile abschliessend bewertet, betonen Experten.
Einen schlechten Ruf hat das Palmöl aber vor allem, weil für die Ölpalm-Monokulturen Urwald gerodet und damit der Lebensraum vieler bedrohter Tiere zerstört wird.
Derzeit gibt es keine offiziellen Daten zum Palmölverbrauch in Europa. Für Frankreich wird der Verbrauch derzeit auf zwei Kilo pro Person und Jahr geschätzt. (dba)
Auch Umweltschützer sind sich nicht grün
Doch nicht nur die Bauern sind gespalten. Sondern auch die Umweltverbände und das links-grüne Lager. So glaubt Greenpeace nicht an nachhaltiges Palmöl aus Indonesien. Zwar sei es ein «Schritt in die richtige Richtung», dass die Schweiz im Abkommen Nachhaltigkeit berücksichtige. Das verwendete Label RSPO (Roundtable for Sustainable Palmoil) reiche dafür aber nicht. Denn dabei kontrolliere sich die Industrie selber.
Auf der anderen Seite steht der WWF, der das Label mitbegründet hat. Er empfiehlt zum Abkommen ein «zurückhaltendes» Ja. «Es ermöglicht der Schweiz, Einfluss auf indonesische Rahmenbedingungen zu nehmen, gerade auf die Verbesserung der staatlichen Standards zur Palmölproduktion», so Sprecherin Corina Gyssler. Es könne zum Vorbild werden, Nachhaltigkeitsstandards systematisch in Abkommen einzubauen. Das ist denn auch der Grund, warum Organisationen wie Alliance Sud, Public Eye oder Brot für alle ihren Kampf gegen das Abkommen aufgegeben haben.
SP und Grüne sind sich intern nicht einig
Wieder anders die Grünen: Sie haben die Nein-Parole beschlossen. Die Nachhaltigkeit müsse verbindlich gewährleistet sein, findet Präsident Balthasar Glättli (49). «Das Kapitel über nachhaltige Entwicklung sieht auf dem Papier schön aus, bietet aber keine Garantien.» Doch auch die Grünen sind sich nicht einig. So findet etwa Ständerätin Maya Graf (58), dass das Abkommen einen wichtigen Standard für künftige Verträge setze.
Ähnlich gespalten ist die SP, bei der sich die Bundeshausfraktion nach einigem Hin und Her für ein Ja entschieden hat. Immerhin habe man einiges herausholen können, findet etwa Nationalrat Fabian Molina (30). Die Jungsozialisten, die Molina einst präsidierte, lehnen das Abkommen hingegen ab, genauso wie eine ganz Reihe von SP-Kantonalsektionen. Und: Nach hartem Ringen haben sich am Samstag auch die Delegierten dagegen entschieden. Die SP sagt Nein zum Abkommen. Das Ringen geht weiter.