Amherd gerät mit Sport-Rettungspaket ins Abseits
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Ablehnung bei Sportligen
Amherd gerät mit Sport-Rettungspaket ins Abseits

600 Millionen Franken Corona-Hilfe hat der Bundesrat für den Schweizer Sport bereitgestellt. Doch die Bedingungen für Darlehen sind derart streng, dass die Profiligen diese ablehnen. Nun wird das Rettungspaket auch von Parlamentarieren kritisiert.
Publiziert: 26.07.2020 um 22:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2020 um 17:23 Uhr
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Der Bund will den Schweizer Sport mit 600 Millionen Franken aus der Corona-Krise helfen.
Foto: freshfocus
Daniel Ballmer

Frust statt Dankbarkeit. Das Corona-Rettungspaket von Sportministerin Viola Amherd (58) droht ins Abseits zu geraten. Gleich zwei Hilfspakete hat die CVP-Bundesrätin für den Sport geschnürt. Eines im März zur Soforthilfe mit je 50 Millionen Franken für Breitensport und Profisport, um Konkurse zu verhindern. Im Mai doppelte der Bundesrat mit einem 500-Millionen-Paket nach.

«Existenz des Schweizer Eishockeys gefährdet»

Nun zeigt sich: Das Hilfspaket stösst bei den Profiligen auf Ablehnung. Die 24 Klubs der ersten und zweiten Eishockey-Liga haben einstimmig beschlossen, die Vereinbarung vorderhand nicht zu unterzeichnen, sagt Verbandssprecherin Manuela Hess: «Die formulierten Bedingungen könnten dazu führen, dass die Existenz des Schweizer Eishockeys in seiner Gesamtheit gefährdet werden könnte.»

Auch die Swiss Football League (SFL) hat die bereitliegenden Verträge bis heute nicht unterzeichnet. Noch immer wird intern diskutiert, ob die SFL beim Bund ein Darlehen beantragen kann. Für FCZ-Präsident Ancillo Canepa (67) ist der Fall klar. «Die Konditionen, welche die Behörden und die Politik in Bern uns auferlegt haben, sind so schlicht nicht erfüllbar», sagte er kürzlich im SonntagsBlick. «Insbesondere sollen Liga und Vereine solidarisch füreinander haften. Eine völlig unrealistische Forderung.»

Wegen strenger Kriterien sind bisher kaum Gelder geflossen

Die Hilfe blieb bisher denn auch bescheiden. Beim Ende Juni ausgelaufenen Soforthilfepaket wurden für den Breitensport von den 50 Millionen Franken gerade mal 1,9 Millionen ausbezahlt. Im Profisport sind es 9,3 Millionen. Denn die meisten Vereine erfüllten die Bedingung drohender Zahlungsunfähigkeit nicht. «Es stellte sich heraus, dass viele Sportorganisationen über gewisse Reserven oder treue Sponsoren verfügten, sodass diese Hilfe nur teilweise beansprucht wurde», sagt Christoph Lauener vom Bundesamt für Sport.

Die Profiligen wollen vom Stabilisierungspaket aber gar nichts wissen. Zwar leiden Profivereine wegen leerer Zuschauerränge immer stärker unter fehlenden Einnahmen. Doch die Bedingungen des Bundes gehen ihnen schlicht zu weit. So müssen Klubs, die ein Darlehen nicht innert drei Jahren zurückzahlen, ihre Lohnsumme um 20 Prozent senken. Gleichzeitig sollen die Klubs solidarisch haften, sollte sich ein Verein übernommen haben.

«Rettungspaket ist ein Schuss in den Ofen»

Für SVP-Nationalrat und Sportmanager Roland Rino Büchel (54) ist das Rettungspaket ein Schuss in den Ofen: «Wer jetzt Geld nimmt, dem steht das Wasser mindestens bis zum Hals.» Es sei doch völlig unrealistisch, dass ein Verein wie St. Gallen mit jungen, günstigen Spielern, der nächste Saison international spielen kann, seine Lohnsumme um 20 Prozent senkt. Auch seien die Löhne an Verträge gebunden.

Gleichzeitig sei eine Solidarhaftung unter sportlichen Konkurrenten «völlig widernatürlich». Als Beispiel nennt Büchel «dubiose ausländische Investoren», die in der Schweiz schon mehr als einen Klub an den Rand des Ruins getrieben haben: «Da will doch kein anderer Verein dafür haften.»

«Paket möglichst rasch ganz neu aufgleisen»

Das sieht Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (36) genauso. «So bringt das Rettungspaket nichts», findet die Berner Nationalrätin. Für sie haben Amherd und ihr Bundesamt für Sport nicht sauber gearbeitet. Gleichzeitig sei das Parlament ungenügend informiert worden, habe aber auch zu wenig genau hingesehen. «Aber die Ligen hätten sich auch stärker einbringen können», sagt Trede. «Von ihnen habe ich bis heute keinen passablen Lösungsvorschlag gehört.»

Dennoch: Die Vereine brauchen einen Ausweg aus ihrer Zwickmühle – und zwar rasch. «Vermutlich müssen wir möglichst schnell das Rettungspaket neu aufgleisen, damit der Schweizer Sport keinen langfristigen Schaden nimmt», sagt Trede. Dabei könne zu viel Geld aber auch kontraproduktiv sein. Immerhin handle es sich bei den Profivereinen um Unternehmen. «Doch eines ist klar: So funktioniert es nicht.»

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