«Ich akzeptiere das Alter»
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Alt Bundesrat Ogi wird 80:«Ich akzeptiere das Alter»

80 Fragen an alt Bundesrat Adolf Ogi, der heute 80 Jahre alt wird
«Die Familie bedeutet mir alles»

Adolf Ogi ist momentan auf allen Kanälen, denn der beliebte Landesvater wird heute Montag 80 Jahre alt. Blick erzählt er in 80 Antworten, wann er das letzte Mal «Freude herrscht» gerufen hat, welches seine schönste Wanderung ist und wie sein liebster Ogi-Witz geht.
Publiziert: 18.07.2022 um 01:18 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2022 um 15:40 Uhr
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Adolf Ogi wird am Montag 80 Jahre alt.
Foto: Peter Mosimann
Pascal Tischhauser

Wir treffen Adolf Ogi in Schönbühl, unweit von Bern und nehmen im Gasthof Schönbühl auf der Terrasse Platz, wo Bäume Schatten spenden. Zu seinem 80. Geburtstag stellt Blick dem wohl beliebtesten Bundesrat 80 Fragen – zum Teil im Auftrag der Leserinnen und Leser. Viele der Zuschriften waren mit der Bitte verbunden, dem Kandersteger zu seinem runden Geburtstag die besten Wünsche auszurichten. Machen wir gern: Die Blick-Leserschaft gratuliert «Dölf» Ogi zu seinem Jubiläum und wünscht ihm und seiner Familie alles Gute und gute Gesundheit!

Blick: Herr Ogi, Sie sind heute 80 Jahre alt. Was bedeutet Ihnen das?
Adolf Ogi:
Ich bin ein Jahr älter.

War Älterwerden je ein Thema für Sie?
Ja, nach dem Tod meines Sohns Mathias beschäftigte mich das. Sein Tod war das Schwierigste überhaupt. Man fragt sich: Warum? Warum? Warum?

Wann haben Sie letztmals aus ganzem Herzen «Freude herrscht!» gerufen?, fragt Blick-Leser Beat Mattle.
Am 8. Juli in Kandersteg bei der Eröffnung «meiner» Ausstellung im Haus der Museen. Die Leute erwarten das, sonst sind sie enttäuscht.

Was trinken Sie lieber: Bier oder Wein?
Wein!

Leserin Sandra Meier schreibt: «Ich möchte nicht frech oder aufdringlich rüberkommen, aber was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?»
Zu vieles, aber vor allem, dienen, wo ich kann. Viel Post erledigen, jungen Studenten zur Verfügung stehen. Ratgeber sein. Auftritte bestreiten und Reden halten.

Was ist die schönste Wanderung für Sie?
Durch das Gasterntal oberhalb von Kandersteg, meiner Heimat, mein Kraftort.

Marianne Hiltbrand möchte wissen, ob Sie noch in die Blüemlisalp-Hütte wandern?
In den letzten Jahren nicht mehr. Abstiegsbedingt. Der Aufstieg wäre kein Problem. Aber beim Abstieg würde das linke Knie leiden. Sehr schade, mein Onkel war Hüttenwart dort.

Wofür schlägt Ihr Herz, für Bern oder fürs Wallis?
Ich wohne sehr nahe an der Kantonsgrenze, also für beide.

Auto oder ÖV?
ÖV, aber heute bin ich aus Zeitgründen mit dem Auto hier.

Wer war Ihr liebster Bundesratskollege oder Ihre liebste Bundesratskollegin?
Das dürfte wohl bekannt sein.

Praktisch alle Menschen in der Schweiz finden Sie sympathisch. Warum, meinen Sie, ist das so?
War ich ein Volksversteher, kann es das sein?

Beliebter Jubilar

Mit Adolf Ogi feiert am Montag einer der populärsten Politiker der Schweiz seinen 80. Geburtstag. Aufgewachsen in Kandersteg BE, wurde er in jungen Jahren Direktor des Schweizerischen Skiverbands. 1978 trat er der SVP bei und wurde ein Jahr später in den Nationalrat gewählt. 1984 wurde er Parteipräsident, 1987 in den Bundesrat gewählt, dem er 13 Jahre angehörte. Ogi ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. 2009 erlebte er den schlimmsten Schicksalsschlag seines Lebens, als sein Sohn Mathias nach schwerer Krankheit verstarb. Ogi lebt heute mit seiner Frau Katrin in Fraubrunnen BE und in Kandersteg.

Mit Adolf Ogi feiert am Montag einer der populärsten Politiker der Schweiz seinen 80. Geburtstag. Aufgewachsen in Kandersteg BE, wurde er in jungen Jahren Direktor des Schweizerischen Skiverbands. 1978 trat er der SVP bei und wurde ein Jahr später in den Nationalrat gewählt. 1984 wurde er Parteipräsident, 1987 in den Bundesrat gewählt, dem er 13 Jahre angehörte. Ogi ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. 2009 erlebte er den schlimmsten Schicksalsschlag seines Lebens, als sein Sohn Mathias nach schwerer Krankheit verstarb. Ogi lebt heute mit seiner Frau Katrin in Fraubrunnen BE und in Kandersteg.

Was war Ihr peinlichster Moment im Bundesrat?
Nicht im Bundesrat, denn da darf man nicht drüber reden. Aber die TV-«Arena» zur Alpen-Initiative. Ich war zu engagiert.

Was war Ihr grösster politischer Erfolg?
Wohl die gewonnene Volksabstimmung über die Neat. Die neuen Alpentransversalen bewähren sich.

Bekannt sind Ihre Ogi-Eier. Essen Sie überhaupt gerne Ei zum Frühstück?
Ja, das tue ich.

Was kochen Sie sonst – oder können Sie gar nicht kochen?
Ich kann nicht kochen. Meine Frau dafür sehr gut. Ich mische mich da nicht ein.

Tragen Sie noch immer einen Bergkristall im Hosensack?
Ja! (Er greift in seine linke Hosentasche und holt einen Kristall hervor.) Das ist ein Rauchquarz. Ich gehe nie ohne aus dem Haus.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der EWR-Abstimmung, bei der Christoph Blocher der Gegner war? Das will Leser Thomas Stäubli wissen.
Der Bundesrat hat verloren. Blocher hat gewonnen. Es ist eine Tatsache. Hat das Volk recht gehabt?

Und? War das EWR-Nein richtig oder falsch?
Falsch! Schauen wir, wie es Liechtenstein und Norwegen heute geht. Sie haben unsere Probleme nicht: Stromabkommen, Forschungsabkommen et cetera. Bei diesen Abkommen sind wir draussen.

Was ist Ihre Meinung zu den stockenden Beziehungen zur EU?
Man kann nach sieben Jahren Verhandlungen abbrechen, ja. Aber man muss sich bewusst sein, dass es mit der EU schwieriger wird – insbesondere ohne klare Strategie. Deshalb stellt sich nun die Frage, ob nicht der Bundesrat selbst das Dossier in die Hand nehmen müsste.

Waren Sie gerne Bundesrat?
Ja, aber natürlich belastet einen die Verantwortung, die man trägt, wenn man die Sache ernst nimmt. Ich habe sie sehr ernst genommen.

Ihr ehemaliger Amtskollege Otto Stich liess dem Journalisten Frank A. Meyer auf eine Lunch-Einladung ausrichten: «Erstens pflege ich beim Arbeiten nicht zu essen und zweitens beim Essen nicht zu arbeiten. Und drittens möchte ich beides eigentlich ohne Frank A. Meyer tun.» Auch Ihr Verhältnis zu Herrn Stich galt als schwierig. War es wirklich so schlimm?
Nachdem Bundesrat Stich das Volks-Ja zur Neat trotz Zustimmung von 63 Prozent nicht akzeptiert hat, war es alles andere als einfach. Stich hatte aber auch eine gute Seite – beim Jassen. Da hab ich immer verloren.

Und haben Sie noch Kontakt zu Ruth Dreifuss?
Ja, und zwar mit Freude.

Was würden Sie in der heutigen Zeit jungen Politikerinnen und Politikern raten: Wie schafft man den Spagat zwischen den Anforderungen des Amts und der Partei?
Als Bundesrat ist man nicht mehr Parteisoldat.

Wann waren Sie zuletzt auf der Skipiste?
Am 13. April 2022 in Zermatt. Ich gehe mit dem Sapporo-Trainer Paul Berlinger im Dezember immer nach Zermatt und in der Regel beende ich die Skisaison jeweils auch dort.

Haben Sie einen Lieblingsskifahrer oder eine -skifahrerin?
Beides!

Mehrere Leser haben Fragen zum Klimawandel. Rolf Kummer möchte wissen, ob Sie die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung als Hauptherausforderung sehen.
Herausforderung ja, aber in zweiter Priorität. Die gesamte Umweltproblematik ist wohl stärker zu gewichten.

Christian Vogel fragt, ob Sie angesichts der Erderwärmung, von Kriegen und Flüchtlingen, Übervölkerung und Hungersnöten den Jungen noch Mut machen können, dass die Welt diese Probleme rechtzeitig in den Griff kriegt. Und?
Ja, wenn wir die Probleme rechtzeitig angehen. Man muss gestalten und nicht verwalten. Also machen und warten. Eine Strategie entwickeln und die Verantwortlichkeiten klären.

Roland Heinzer will wissen, warum die Gesellschaft so gespalten ist wie noch nie. Ob in Amerika, Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Dabei müssten wegen der globalen Probleme alle am selben Strick ziehen, oder?
Ich teile diese Meinung. Es bräuchte eine charismatische Leitfigur wie Winston Churchill oder John F. Kennedy.

Wie beurteilen Sie das Pandemie-Management des Bundesrats?
Gut!

Was lesen Sie lieber: Blick oder «20 Minuten»?
Blick, weil ich «20 Minuten» nicht im Briefkasten habe.

Informieren Sie sich online oder durch die Zeitung?
Über beides, aber intensiver über Zeitungen.

Welcher ist Ihr Lieblingsfussballklub?
YB Bern.

Helmut Hubacher oder Peter Bodenmann?
Helmut Hubacher und ich waren die Präsidenten unserer Parteien. Wir verstanden uns.

Welche Persönlichkeit, der Sie als Bundesrat begegnet sind, hat Sie am meisten beeindruckt – und wieso?
Uno-Generalsekretär Kofi Annan. Und der frühere französische Staatspräsident François Mitterrand, weil er über die Parteigrenze hinweg Gefühle hatte.

Was bedeutet Ihnen die Familie?
Alles. Sie ist das Wichtigste.

Hat Adolf Ogi eigentlich Freunde von früher, mit denen er jasst oder wandert?
Ja, sicher.

Was an Ihnen stört Ihre Frau am meisten?
Ich bin ihr zu impulsiv.

Und was mögen Sie besonders an ihr?
Ihre Begleitung durch mein Leben, ihre Zuverlässigkeit, ihre Liebe und das Füreinander.

Wo und wann haben Sie beide sich kennengelernt?
In Restaurant Löwen, 1970.

Essen Sie Fleisch?
Ja, tue ich. Vielleicht etwas weniger als früher.

Blick-Leser François Bulloz will wissen: Herr Ogi, was ist Ihr Lieblings-Bundesrat-Ogi-Witz?
Mitterrand fragte Ogi im Heli: «Est-ce qu'on est perdu?» Und Ogi verstand, jetzt sind wir per Du.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihren Freund, Kofi Annan?
Die Art und Weise, wie er mich bei der Aufgabe, die er mir übertragen hat, unterstützte. Und wie er mich begleitet und mit mir getrauert hat, als Mathias starb.

Welche politische Entscheidung bereuen Sie heute?
Das Wie, also die Art, wie ich die Alpen-Initiative abgelehnt habe. Ich hatte mich verrannt im Auftrag des Bundesrats. Die anderen sechs hielten sich zurück.

Und was ist Ihre schönste Erinnerung aus der Zeit in der Landesregierung?
Das gemeinsame Mittagessen nach der Bundesratssitzung – wiederum Eintracht. Wenn keine Eintracht hergestellt werden konnte, ging ich als Bundespräsident zu demjenigen ins Büro, der erzürnt oder enttäuscht war, und dann hat man einen Kaffee oder ein Glas Wein getrunken.

Warum wechselten Sie nicht zur BDP, die ja von Bündnern und Bernern geprägt wurde?
Ich habe für die SVP als Präsident gearbeitet. Ich sass für die SVP im Nationalrat und war für die SVP im Bundesrat. Bei Differenzen kann ich nicht davonlaufen.

Welches Verhältnis haben Sie zu Eveline Widmer-Schlumpf? Deren Vater Leon Schlumpf war ja Ihr Vorgänger im Bundesrat.
Ich war nicht mit Eveline zusammen im Bundesrat. Wir sehen uns aber jeweils bei den Essen der alt Bundesräte. Und ja, ich war Schlumpfs Nachfolger.

Sie sind Roger Köppel letzthin im Zug begegnet. Danach hat er von Ihnen geschwärmt. War das rufschädigend?
Für beide nicht.

Welche Ihrer Auslandsreisen als Bundesrat ist Ihnen in Erinnerung geblieben – und warum?
Jede eigentlich, weil ich immer voll motiviert die Schweiz vertreten hab. Aber die Reisen ins Liechtenstein bleiben doch in bester Erinnerung. Als Ski-Direktor hatte ich ermöglicht, dass die Liechtensteiner mit der Schweizer Ski-Nationalmannschaft trainieren konnten. – Und in der Regel haben sie die Medaillen gewonnen und wir die vierten Plätze eingefahren.

Laut Hajriz Gashi, einem ehemaligen Flüchtling aus dem Kosovo, würden Sie dort heute noch verehrt, weil Sie dem Präsidenten Ibrahim Rugova einst die Türe zum Bundesrat geöffnet haben, und er fragt, wie es heute mit Ihren Kontakten in den Kosovo stehe.
Als alt Bundesrat hab ich nur noch Kontakte zu Kosovaren in der Schweiz, aber auch als Uno-Gesandter war ich mehrmals im Kosovo – nicht zuletzt aus Sympathie und für den Sport im Interesse des Friedens im Kosovo.

Eben, Sie waren Uno-Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. Was macht man da so?
Überzeugungsarbeit! Wir brauchen dringend eine bessere, friedlichere Welt. Hierzu brauchen wir Politiker, aber auch die Jugend, aus der die neuen Leader hervorgehen. Sie können zusammen mit den Wirtschaftsführern, der Wissenschaft, den religiösen und spirituellen Führern, aber auch dem Sport etwas bewirken.

London oder Liverpool?
In Liverpool hab ich die Beatles gesehen! Aber ich mag auch London, wo ich einst die Swiss Mercantile School besuchte.

In Kandersteg gibt es eine Bundesrat-Adolf-Ogi-Strasse. Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie auf Ihrer eigenen Strasse fahren?
Man fährt dort in der Regel nicht, man spaziert. Aber ich verspüre Dankbarkeit und Freude, und das im Andenken an meine Eltern, die das alles möglich gemacht haben.

Man nennt Sie «Dölf». Auch weil Adolf heute mit einer anderen Person aus einer düsteren Zeit verbunden wird. Haben Sie unter Ihrem Vornamen gelitten?
Teilweise ja. Der Name war halt in der Tradition der Familie Ogi. Mein Vater hatte vier Brüder. Die fünf Buben hiessen Fritz, Kilian, Oskar, Hermann und Adolf. Und seine Söhne bekamen wiederum die Namen: Fritz, Kilian, Oskar, Hermann und Adolf. Meine Frau und ich haben unsern Sohn dann aber ja Mathias genannt.

Eigentlich müssten wir Sie mit Doktor Ogi ansprechen. Sie verfügen ja über mehrere Ehrendoktortitel. Was ist wichtiger: Ihre Ehrungen oder der Olympiasieg von Heini Hemmi 1976, als Sie Ski-Direktor waren?
Es sind fünf Doktortitel honoris causa und eine Ehrenprofessur! Aber zu Ihrer Frage: Es war beides für beide wichtig. Der Olympiasieg von Heini Hemmi ist für ihn wohl der sportlich grösste Erfolg. Und dank Heini Hemmi bin ich wohl Nationalrat und vielleicht auch Bundesrat geworden. Die Ehrentitel habe ich dann aber selbst erarbeiten müssen.

Wenn Sie zaubern könnten, fragt Leserin Daniela Siegfried, was würden Sie sich wünschen?
Ganz klar eine bessere, friedlichere Welt und das Kriegsende in der Ukraine.

Sie haben nach dem Tod Ihres Sohnes die Stiftung Freude herrscht ins Leben gerufen. Wie wichtig ist Ihnen dieses Engagement für die Förderung von Kindern?
Heute ist das meine wichtigste Aufgabe. Es geht darum, die Tugenden von Mathias an die Schweizer Jugend weiterzugeben: Lebensfreude, Leistungsfähigkeit, Durchhaltewillen, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft.

Ihre Neujahrsansprache mit dem Weihnachtsbaum vor dem Lötschberg-Portal ist ebenso Kult wie Ihre Ogi-Eier und der Ausspruch «Freude herrscht, Monsieur Nicollier!» Das waren alles Ihre Ideen, oder?
Sie sind Mitarbeitergesprächen und meiner Inspiration entsprungen. Solche Ideen entnimmt man nicht dem Handy, sondern sie entstehen durch Gespräche und dort, wo man das Handy nicht gebrauchen kann: beim Schwimmen und Klettern. Die Rede mit dem Tännli lief im Zürcher Kunsthaus und nun auch im Museum in Kandersteg.

Wollten Sie nie PR-Berater werden?
Nein.

Haben und hatten Sie manchmal auch «Kä Luscht» auf Interviews, wie Ueli Maurer es formulierte?
Sehr selten.

Welches Projekt hätten Sie im Bundesrat gerne umgesetzt, aber es gelang nicht?, fragt Fred Nyfeler.
Die Neat-Doppelspur im Lötschbergtunnel. Heute kostet sie mehr als das Dreifache. Aber manchmal braucht es Konzessionen, um überhaupt voranzukommen.

Fredy Müller schreibt, Sie seien das «hemdsärmelige und ehrliche Aushängeschild der Schweiz» gewesen. Ginge das heute noch? Oder ist diese unkomplizierte Art im Bundesrat nicht mehr möglich?
Ehrlich gesagt, es ist vielleicht schwieriger geworden wegen der heutigen Onlinekommunikation. Aber es ist immer noch möglich.

«Dolfi, stay here», sagte US-Präsident Bill Clinton einst zu Ihnen. So haben Sie eine Nacht lang mit ihm getrunken – also Clinton nur Cola. Worüber haben Sie geredet?
Was in der Cola-Flasche wirklich drin war, ist wohl Staatsgeheimnis. Was ich sagen kann: Herr Clinton sprach über die USA, und ich über die Schweiz.

Sie haben für die Wahl der SP-Frau Lilian Uchtenhagen zur ersten Bundesrätin geweibelt. Sind Sie ein Frauenförderer?
Ich habe als SVP-Präsident Lilian unterstützt, ja. Ich bin sicher kein Frauenverhinderer.

Mit welcher lebenden Persönlichkeit würden Sie gerne Znacht essen?
Ein Wiedersehen mit Bill Clinton freute mich sehr – selbst zum Pizzaessen in der Autobahnraststätte im Glarnerland, wo er ja entgegen aller Weisungen auf der Rückfahrt vom WEF angehalten hatte.

Ruth Baumann möchte wissen: Wenn Sie noch Bundesrat wären, wie würden Sie auf den Krieg in der Ukraine reagieren?
Versuchen, den Papst zu überzeugen, Putin und Selenski in Donezk zu treffen.

Peter Tschanz fragt, welchen Rat Sie Wolodimir Selenski geben würden, damit der Krieg möglichst rasch endet.
Siegen und das in kurzer Zeit, aber auch eine Strategie für den Fall entwickeln, wenn kein baldiger Erfolg, kein Waffenstillstand, erzielt werden kann.

Der Krieg beschäftigt unsere Leser stark. Deshalb noch zwei Fragen dazu: Wie beurteilen Sie es, dass die Schweiz sich an den Sanktionen beteiligt?
Das war richtig! Ansonsten hätten wir uns ein globales Unverständnis eingehandelt. Nur Weissrussland, Eritrea, Nordkorea und Syrien haben den Putin-Angriffskrieg nicht verurteilt – das sagt doch alles.

Werner Stärkle möchte wissen, ob Sie auch der Meinung sind, dass die Haltung von Roger Köppel und anderen SVP-Exponenten zu Putin der Partei schadet. Was meinen Sie?
Wahrscheinlich ja. Die Putin-Versteher in der SVP stossen bei mir und bei vielen Parteimitgliedern auf Unverständnis. Das schadet der SVP und kann sich bei den Wahlen im Oktober 2023 negativ auswirken.

Was bedeutet Ihnen die Ausstellung des Kultur- und Heimatvereins Kanderstegs über Ihr Leben anlässlich Ihres runden Geburtstags?
Das ist eine grosse, nicht selbstverständliche Ehre.

Emil, Grock oder Dimitri?
Emil, ich kenne ihn persönlich. Seine Leistung im Alter ist ausserordentlich.

Roger Knecht will wissen, ob ein Bundesrat verpflichtet sei, Schaden vom Schweizer Volk abzuwenden. Und wenn ja, was passiert, wenn er das nicht tut?
Bundesräte wollen immer das Beste für unser Land. 13 Jahre Mitgliedschaft im Bundesrat haben mir das gezeigt.

Was war Ihr Berufswunsch als Kind?
Ich wollte irgendeinen Beruf ausüben, der mit Tourismus und Sport zu tun hat.

Würden Sie der SVP mit ihrer jetzigen Ausrichtung heute noch beitreten?
Ich müsste heute wohl länger überlegen als 1979.

Zahlreiche Politiker geben sich als Kunstliebhaber. Gibt es eine Autorin, einen Maler oder eine Musikerin, die oder der Sie beeinflusst hat?
Einer der grossen Optimisten unter den Autoren.

Was für Musik hören Sie?
Alle Richtungen, je nach Laune. Die Beatles, aber auch gute Ländlermusik, gespielt mit drei Schwyzerörgeli.

Früher hatten Sie keine Mailadresse, nur Fax. Heute haben Sie ein Smartphone. Nutzen Sie auch Twitter oder Instagram?
Letztere nutze ich nicht, nein.

Wann haben Sie letztmals einen richtigen Brief verfasst und per Post verschickt?
Das mache ich praktisch jeden Tag – mit Tinte aus dem Füllfederhalter und nicht aus der Druckerpatrone.

Haben Sie eine Ahnung, was Ihnen Ihre Familie zum runden Geburtstag schenkt?
Nein.

Wo feiern Sie Ihren 80. Geburtstag?
Bescheiden zuhinterst im Gasterntal. Und dann am 2. Dezember noch zusammen mit der Stiftung Freude herrscht in Interlaken.

Was wollen Sie in nächster Zeit Neues anpacken?
Das Präsidium der Stiftung Freude herrscht im Andenken an meinen Sohn Mathias geordnet an meine Tochter Caroline übergeben.

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