Adolf Ogi erinnert sich an feuchtfröhliche Treffen mit Bill Clinton
«Er sagte zu mir: ‹Dolfie, stay›»

Trumps Besuch am WEF sei eine Riesenchance für die Schweiz, sich international wieder besser zu positionieren, sagt alt Bundesrat Adolf Ogi. Der US-Präsident müsse sich zudem hier «in jeder Sekunde willkommen fühlen». So werde er anderen Meinungen zuhören.
Publiziert: 10.01.2018 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:39 Uhr
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Der alt Bundesrat Adolf Ogi ist der Meinung, dass sich US-Präsident Trump in jeder Sekunde am WEF willkommen fühlen muss.
Foto: KARL-HEINZ HUG
Interview: Cinzia Venafro

BLICK: Sie haben im Jahr 2000 den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton am WEF getroffen. Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Adolf Ogi (75):
Das sehr gute Gespräch, die Aufmerksamkeit, die Präsident Clinton mir schenkte, und sein Verständnis für Lösungen im Interesse beider Länder. Die Atmosphäre war sehr gut, und dies führte dazu, dass wir uns später auch telefonisch gut unterhalten konnten.

Stimmt es, dass Sie sich mit Clinton «im Interesse der Schweiz» betrunken haben? So hatten Sie es einst beschrieben. Ja, aber das war ein Jahr vor dem WEF. Da reiste ich für eine Friedenskonferenz nach Washington, wo mich Bill und Hillary Clinton empfingen. Als ich mich nach der Konferenz verabschieden wollte, sagte Bill: «Dolfie, stay»! So habe ich mit ihm noch ein paar Gläser getrunken. Ihm war sehr bewusst, dass ich aus der Schweiz komme – und nicht aus Schweden oder Swaziland. Das hat mir am WEF ein Jahr danach sehr geholfen, denn die Chemie zwischen Präsident Clinton und mir stimmte bereits in Washington.

Was ist besonders am Besuch eines US-Präsidenten?
Der Besuch von Donald Trump ist eine grosse Chance für unser Land. Schliesslich ist es traurig und fast unverständlich, dass Präsident Bush acht Jahre lang nicht gekommen und Obama nur über die Schweiz geflogen ist. Jetzt müssen wir Präsident Trump die Schweizer Werte erklären. Also die direkte Demokratie, unsere politische Stabiliät und Wirtschaftskraft sowie unsere Bereitschaft zur Landesverteidigung. Wir müssen ihm erklären, dass unser Land seit 1848 in Frieden und Freiheit zusammenlebt. Nachdem Bundesrat Schneider-Ammann einen guten Kontakt mit der Tochter Trump hat, kann man darauf aufbauen.

Was erwarten Sie von Donald Trump?
Ich hoffe, dass er in Davos zuhört und akzeptiert, dass es auch andere Meinungen gibt. Denn das grosse Problem bei Präsident Trump ist seine Unberechenbarkeit. Darum ist es ganz, ganz, ganz wichtig: Von dem Moment an, wo er in Zürich aus dem Flieger steigt, bis zu der Sekunde, in der seine Maschine wieder abhebt, muss Trump spüren: Er ist willkommen in der Schweiz. Ich erwarte, dass es unseren Leuten gelingt, innerhalb von 15 bis 20 Sekunden mit Rhetorik, Mimik und Gestik Trump Respekt zu erweisen und es gleichzeitig zu schaffen, dass er zuhört. Trump soll, zurück in Washington, wissen, dass die Schweiz mitten in Europa eine zentrale Rolle spielt und ein verlässlicher Partner ist.

Trump am WEF in Davos

US-Präsident Donald Trump kommt in die Schweiz zum 48. World Economic Forum. Die wichtigsten Informationen, Bilder und Videos zum WEF 2018 finden Sie hier.
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Was bedeutet der Besuch für die Schweiz?
Sehr viel. Für die Schweiz ist Trumps Besuch wahnsinnig positiv. In der Welt nimmt man zur Kenntnis, dass er nach Frankreich als Erstes in die Schweiz reist. Ans WEF kommt er wohl aber auch, weil Obama nicht hier war. Er macht ja gerne das Gegenteil.

Welche Frage würden Sie Donald Trump stellen?
Das überlasse ich jetzt dem Herrn Bundespräsidenten. Das ist nicht mehr meine Aufgabe. Aber ich sage: You never get a second chance, to make a first impression – du kriegst nie eine zweite Chance auf einen ersten Eindruck. Dessen muss sich die Schweiz bewusst sein.

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