Die Pilzler
Im Winter 2019 trafen sich drei Schulfreunde in einem Weinkeller und tüftelten ein Projekt aus. Im Zentrum: ein 3-D-Drucker, der lebendige Pilzzellen druckt. Aus der Idee wurde bald eine Maturaarbeit und schliesslich das Start-up Mycrobez. Seither kombinieren die Basler ihre Pilze mit Bio-Abfällen – daraus entsteht natürlicher Schaumstoff mit ähnlichen Eigenschaften wie Plastik. Nur: sehr viel nachhaltiger. Die Pilze sind natürlich abbaubar und wachsen schnell wieder nach. Sie dienen etwa als Lärm- und Wärmedämmung – oder als Verpackung für Uhren oder Flakons. Mycrobez beschäftigt heute 18 Angestellte.
Die Sex-Therapeutin
Die meisten Männer mit erektiler Dysfunktion verzichten auf professionelle Hilfe – wegen Scham- und Schuldgefühlen. Die Betroffenen leiden jedoch massiv unter den sexuellen Schwierigkeiten. Das belaste sie selbst und ihre Beziehungen, sagt Psychologin Melanie Baumgartner. Mit ihrer Therapie-App E-rupt.net bietet Baumgartner online Analysen und individuelle Verhaltenstherapien an, mit denen psychisch bedingte Erektionsstörungen behandelt werden können. Für ihre Erfindung wurde sie mit dem Digital Innovation Grant der Universität Zürich ausgezeichnet.
Der Korallengärtner
Der Basler Ahmad Allahgholi war einst Banker. Nach einem Burn-out krempelte er sein Leben komplett um, reiste um die Welt und gründete 2016 die Organisation Coralive. Seit sieben Jahren bepflanzt das Team die schönsten Orte der Welt mit neuen Korallen. Die sollen sich vermehren und widerstandsfähiger werden. Das ist bitter nötig, denn immer öfter werden Korallenriffe zu Steinwüsten. Schuld sind steigende Temperaturen, Fischerei, Bauprojekte und der Mensch. Dabei sind Korallen zentral für das marine Ökosystem, unter anderem bieten sie vielen Arten einen Lebensraum und Nahrung.
Die Beherzten
Drei bis fünf von 10'000 Babys kommen mit Fallot-Tetralogie zur Welt – einem Herzfehler, der dazu führt, dass die Lunge schlecht durchblutet wird. Nach 15 Jahren Forschung fand ein Team der ETH Zürich den Übeltäter: ein Protein namens BBLN, dessen Spiegel bei Betroffenen stark erhöht ist. In Versuchen mit Mäusen gelang es den Forschenden, die biochemischen Signalwege rund um das Protein zu verändern. In einem nächsten Schritt suchen sie nun nach einem Wirkstoff, der auf den neuen Erkenntnissen beruht und die Fehlbildung stoppt.
Der Plastik-Erneuerer
Der Basler Thomas Schori leitete eine Firma, die Uhrenarmbänder herstellt. Als er das Ausmass der Plastikverschmutzung in den Weltmeeren erkannte, prüfte er, ob sich Kunststoffabfälle als Rohmaterial für die Uhrenindustrie eignen. Zusammen mit dem Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung (IWK) der Ostschweizer Fachhochschule erforschte er, wie Plastikmüll sortiert, gereinigt und modifiziert werden kann, um ihn in nachhaltige Produkte zu verwandeln. Er gründete das Spin-off Tide Ocean. Die Firma verwandelt das Plastik aus dem Meer in Granulat, Garn und andere wiederverwertbare Materialien. Die upgecycelten Kunststoffabfälle werden heute zum Beispiel für die Herstellung von Produkten bekannter Marken wie Tom Ford oder Hugo Boss verwendet.
Die Heizer
Josef Jenni und Lorin Mühlebach lernten sich 2017 an der Hochschule für Technik in Rapperswil kennen. Früh fassten sie ein ambitioniertes Ziel: den ökologischen Fussabdruck von Einfamilienhäusern drastisch zu senken. Aus einer Masterarbeit entstand die Yuon Control AG. Das Team entwickelte eine innovative Regelung für neue und bestehende Heizsysteme. Sie analysiert die Umgebung und kann auf Wetterdaten von Meteo Swiss zugreifen, um optimal zu heizen. Messungen der Hochschule Luzern bestätigen: Das neue System senkt den Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent.
Die Kunststoff-Umwandler
Das Schweizer Start-up HVO hat eine Maschine entwickelt, die Kunststoffmoleküle abbaut, um nachhaltigen Treibstoff herzustellen. Beim sogenannten Niedertemperatur-Pyrolyseverfahren werden lange Kunststoffmoleküle erhitzt, um sie aufzuspalten und dann in eine Flüssigkeit mit einem hohen Energiewert umzuwandeln. Die Moleküle werden mithilfe eines Reaktors gespalten, um Wasserstoff und Kohlenstoff zu trennen. Daraus lässt sich Verschiedenes herstellen: Kraftstoffe (Benzin, Diesel) aus Pyrolyseölen, Kraftstoffe und Materialien auf Paraffinbasis sowie Synthesegas aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Der Krebsforscher
Simon Ittig bekam von seinem Doktorvater einen Kühlschrank voller Bakterien. Ein Zufall brachte ihn auf die Idee, mit diesen eine neue Krebstherapie zu entwickeln. Denn eigentlich lösen die Bakterien, die sonst etwa in verdorbenem Schweinefleisch vorkommen, Durchfallerkrankungen aus. Mit seinem Start-up T3 Pharma in Allschwil verändert er die Bakterien so, dass sie gezielt in Tumoren wachsen und diese bekämpfen. Noch ist die Behandlung in der Testphase.
Die Genuss-Revoluzzer
Ob Weihnachtsbraten, Grillspiess oder Wiener Schnitzel: Es sieht fast wie Fleisch aus und schmeckt auch so, doch es besteht aus rein pflanzlichen Proteinen. In Kemptthal ZH entsteht mehr als eine Tonne davon – pro Stunde. Die Herstellung stösst bis zu 87 Prozent weniger Treibhausgase aus und benötigt 90 Prozent weniger Wasser als die herkömmliche Fleischproduktion. Hinter der nachhaltigen Innovation steckt das Foodtech-Start-up Planted. Von vier jungen Köpfen gegründet, beschäftigt es unterdessen über 200 Angestellte. Planted gewann mehrere Preise, so etwa den Green Business Award 2022.
Der Batterie-Neudenker
Was macht eine gute Batterie aus? Ihre Kapazität? Wie schnell sie lädt? Oder ihr Preis? Das hänge davon ab, wo die Batterie zum Einsatz komme, sagt Forscher Kostiantyn Kravchyk von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). In der Gruppe Functional Inorganic Materials, die Teil des Empa-Labors Thin Films and Photovoltaics ist, entwickelt der Wissenschaftler neue Materialien, um die Batterien von morgen leistungsfähiger und schneller, aber auch günstiger zu machen.