Es gibt im Kulturbereich immer mal wieder fiese Stimmen, die sagen, Schauspieler im Allgemeinen seien, nun ja, nicht ganz immer die allerhellsten Lichter. Nun kenne ich zwar persönlich genügend Schauspieler, um richtiggehende Scheinwerfer unter ihnen zu wissen. Allerdings gab es in den letzten Tagen eine Social-Media-Aktion diverser bekannter Schauspieler, die ersteren Stimmen leider recht gibt.
Weniger Kranke, weniger Tote passt einigen nicht
Unter dem Hashtag «Allesdichtmachen» haben 52 deutsche Schauspieler, darunter Jan Josef Liefers, der heute im beliebten Münsteraner «Tatort» als Professor Boerne zu sehen ist, in ironischer Weise die Covid-Massnahmen der deutschen Regierung kritisiert. Kleiner Hinweis: Deutschland verzeichnet über die ganze Pandemie gesehen deutlich weniger Todes- und Krankheitsfälle pro Kopf als die Schweiz und auch weniger als der Durchschnitt der EU.
Aus dem Elfenbeinturm – äh, der Villa – ist gut wettern
Nun mokiert sich also ein sehr gut bezahlter «Tatort»-Schauspieler in seiner Villa über Massnahmen, während Menschen jämmerlich ersticken und Pflegefachkräfte seit einem Jahr am absoluten Limit laufen. Über den riesigen Shitstorm und auch darüber, dass ihm Rechtsextreme und sogenannte (Ver-)Querdenker lautstark applaudierten, reibt sich nun Liefers verwundert die Augen. (Eine kleine Frage an dieser Stelle übrigens an alle «Querdenker»: Was soll das eigentlich mit diesem «quer»? «Denken» müsste doch eigentlich reichen, oder? Geht nicht? Ach so …).
Ob Liefers jetzt geliefert ist, wird sich herausstellen. Eins ist jedenfalls klar: Der im «Tatort» geniale Professor Boerne scheint im wahren Leben eine ziemliche Matschbörne zu sein.
«Tatort»: «Rhythm and Love», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf