Man müsste sich die aktuelle «Polizeiruf 110»-Folge dringend ansehen. Sie zeigt schonungslos auf, wohin der erbarmungslose Turbokapitalismus, der sich einen Deut um Tieflohn-Arbeiter schert, bereits geführt hat. Auch hierzulande braucht man nur mit einem Uber-Fahrer zu sprechen, um das nackte Grauen angesichts des unmenschlichen, unfairen Überlebenskampfs zu bekommen, den einige Menschen kämpfen müssen. Auch wenn wir noch etwas von den miesen Zeitverträgen und den prekären Hartz-IV-Verhältnissen entfernt sind, die in Deutschland für viele Menschen einfach nur zum Verzweifeln sind.
Druck ausüben, bis eine durchdreht
Ein solcher Mensch ist die titelgebende Sabine: alleinerziehende Mutter eines ungefähr zehnjährigen Sohns, Cafeteria-Arbeiterin in einer Rostocker Werft, der das Aus droht. Trotz schier unmenschlicher Belastungen reicht das Geld nicht. Wohin diese Verzweiflung führen kann, zeigt sich, als Sabine zur Waffe greift. Die Manager der Werft, die sich fette Boni auszahlen, obwohl Hunderte Menschen vor dem Aus stehen, der Nachbar, der seine Frau verprügelt, der Zeitungsleser, der auf dem Spielplatz blöde Kommentare macht – jeder, der ein, pardon, Arschloch ist, steht zum Abschuss frei. Bukow und König versuchen indessen verzweifelt, herauszufinden, wer als Nächstes auf der Todesliste der Frau steht.
Das Wochenende könnte angenehmer ausklingen
Ansehen müsste man sich das eigentlich. Aber will man das auch tatsächlich? Das Ganze ist so deprimierend, das will ich mir eigentlich sonntagabends nicht antun.
«Polizeiruf 110»: Sabine, ARD, 20.20 Uhr
Wertung: Vier von fünf