Politiker und Wirtschaftsführer bereichern sich manchmal schamlos und unterschlagen auch mal Informationen, die nicht den eigenen Interessen oder denen von Verbündeten dienen. Was sich immer mal wieder im realen Leben bestätigt, ist Thema des heutigen Kölner «Tatorts»: In einem teuren Zimmer eines Luxushotels hängt eine ärmlich angezogene Frau tot am Seil. Was machte die Frau am unpassenden Ort? Der Zuschauer weiss: Sie muss etwas gewusst haben, was einigen mächtigen Menschen nicht zupasskommt.
Als die Inhaberin des Hotels denkt, sie gerate in den Fokus von Mordermittlungen, nimmt sie die Dinge ziemlich unkonventionell selbst in die Hand – und entführt Schenk. In der Folge zwingt sie ihn, mit ihr den wahren Mörder zu finden. Mit unzimperlichen Methoden: Ballaufs und Schenks halbschlauer Assistent Jütte etwa befindet sich schon bald in misslicher Lage.
Stasi, mehrere Geiseln, alte Verbrechen – trotzdem kommt kaum Spannung auf
Was folgt, ist eine Mischung aus Lehrstück der Psychologie und versuchtem Politthriller. Zum einen entspinnt sich eine Studie des Stockholm-Syndroms – man erinnere sich: der Fakt, dass Geiseln sich mit ihren Entführern zu identifizieren beginnen. Schenk paktiert jedenfalls zunehmend mit der Frau. Was er lange nicht weiss: Männer zu betören, war einst die Spezialität der früheren Stasi-Spitzelin. Zurück in diese Vergangenheit reicht auch der Fall.
Zum einen geht diese Mischform auf Kosten der Spannung. Zum anderen stellt sich die Frage: Wenn schon Politmauscheleien Thema sein sollen, gäbe es bestimmt Aktuelleres als ein weit entferntes Stasi-Wirrwarr.
Tatort: «Der Tod der Anderen», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf