Krimikolumne
Hass aus Frust

Junge Männer habens schwer, Frauen sind immer noch diskriminiert. Nach dem Borowski-«Tatort» fragt man sich: Für wen funktioniert unsere Gesellschaft eigentlich überhaupt noch?
Publiziert: 07.03.2021 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 14:30 Uhr
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Autorin Silvia Tschui findet diese Folge wichtig.
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Junge Männer haben es heutzutage manchmal schwer. Sie wachsen auf mit Smartphones, auf denen sie in den Pausen Baller-Games spielen, statt mit anderen zu reden. Sie sollten möglichst gestählte Sixpacks auf Instagram präsentieren, werden in der Schule von Mädchen und jungen Frauen abgehängt und wissen später als junge Erwachsene kaum, wie man sich dem anderen Geschlecht unverkrampft nähert. Und dann reden Feministinnen noch davon, Frauen seien benachteiligt.

An allem sind Frauen schuld

Hassverbrechen gegen Frauen sind die logische Folge. In Internetforen radikalisieren sich solche «Incels» («Involuntary Celibates») – also unfreiwillig Zölibatäre – nicht nur im «Tatort», sondern auch im realen Leben: Bereits sind Amokschiessereien, die wahllos Frauen zum Ziel hatten, aus den USA bekannt. Wie genau ein solcher Junge, der in einem sinnlosen Job von einer fiesen Chefin drangsaliert wird und mangels Freunden im Internet nach Bestätigung sucht, sich radikalisiert, ist im «Tatort» in erschreckender Weise nachzusehen. Eine angenehme Sonntagabend-Unterhaltung ist das nicht. Aber wichtig. Und schlicht grandios als abgehängter junger Mann ist der Schauspieler Joseph Bundschuh. Der spielt, dass es einem kalt den Rücken runterläuft.

Junge Menschen haben es heutzutage wirklich schwer – Männer und Frauen

Und man denkt wieder einmal, wie krank eigentlich unsere Gesellschaft ist, dass wir zulassen, dass ein grosser Teil unserer jungen Menschen sich zwischen stupiden Baller-Games, Social-Media-Druck und härtester Internetpornografie einfach allein zurechtfinden muss. Wer will eigentlich eine solch monströse Welt?

«Tatort»: «Borowski und die Angst der weissen Männer», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von Fünf

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