Angesichts des heutigen Frauenthemen-Magazins ist es wieder mal Zeit, ein Schlaglicht auf Klischees zu werfen, die immer noch bemüht werden, um Frauenfiguren zu zeigen. Denn auch wenn der «Tatort» im Generellen über ein paar grandiose Frauenfiguren verfügt – man denke etwa an die Berliner Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker) oder an die tolle Wiener Bibi (Adele Neuhauser) –, sind auch «Tatort»-Macher leider nicht davor gefeit, ab und zu einen vollen Schuh aus der Klischeefalle herauszuziehen.
In der norddeutschen «Tatort»-Folge «Tödliche Flut» ist es mal wieder die schöne, aufregende, aber schliesslich psychisch labile Verführerin, die vom Helden gerettet werden muss, wahlweise vor bösen Männern oder, besser noch, vor der eigenen Unzulänglichkeit.
Schön und verrückt – das hatten wir schon gefühlte hunderttausendmal
Geschrieben sind solche Drehbücher eigentlich immer von Männern, auch das heutige weibliche Abziehbild ist drei Männerfedern entsprungen. Die Journalistin Imke Leopold bittet Falke, mit dem sie mal eine Affäre hatte, um Hilfe. In ihrer Heimat, der Nordseeinsel Norderney, ist sie einem riesigen, wahrscheinlich illegalen Bauprojekt auf der Spur. Die Affäre hatte Falke damals beendet, weil die Frau «zu intensiv» gewesen sei.
Einen Tag nach der Ankunft des Kommissars ist auf Norderney das erste Mordopfer seit zwanzig Jahren zu beklagen – ein Anwalt, der irgendwie in die Bauspekulation verwickelt war. Und Falkes Recherchen zeigen: Eine dubiose Firma hat bereits fast die halbe Insel aufgekauft …
Die Folge ist spannend zu sehen. Wenn nur die Figur dieser Imke letztendlich nicht so dümmlich abgedroschen wäre.
«Tatort»: «Tödliche Flut», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf