Anhand einer gewissen supersimplen «Tatort»-Regel konnten bis jetzt aufmerksame Zuschauer regelmässig den Täter rausfinden – Achtung, es folgt ein Täter-rausfinde-Spoiler: Verrät einer bereitwillig den Namen eines möglichen Täters, samt möglichem Motiv, ist er es meist selbst gewesen. Warum ich das an dieser Stelle verrate? Weil der Berliner «Tatort» einen Tick schlauer gemacht ist.
Für manche Schuld gibt es keine Sühne
Ein alter Firmenpatron wurde erschossen – nach der Feier zu seinem 90. Geburtstag. Zeit seines Lebens hat sich der Baumagnat für die deutsch-israelische Freundschaft und für die Wiedergutmachung der grauenhaften Schuld der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Jetzt liegt er hingerichtet in seiner Wohnung, ein Pappschild auf der Brust, auf dem steht, er sei «zu feige» gewesen, um «für Deutschland zu kämpfen». Eine Tat von Neonazis? Oder ein Familiendrama? Streit um die Firmennachfolge? Rubin (Meret Becker) und Karo (Mark Waschke) ermitteln in alle Richtungen. Sie stossen darauf, dass in der Vergangenheit des Patrons Schreckliches geschehen sein muss. Und das sehr wohl Verbrechen geschehen sind, aber nicht das, welches sich offensichtlich darbietet.
Wie Krieg wirklich ist – auch drei Generationen später
Wir hier in der Schweiz erinnern uns kaum an die unmenschlichen Gräuel des Zweiten Weltkriegs. Und in Deutschland, sieht man sich den Zulauf bei rechtsradikalen Parteien an, anscheinend auch nicht. Zu welchen Gräueln aber Ideologien wie diese führen, das macht die heutige Berliner Folge eindrücklich erfahrbar. Man müsste sie jedem AfD- und Pegida-Sympathisanten zwangsvorführen, jedem und jeder, der oder die gern einen «starken Mann» als Führungsperson hätte.
«Tatort»: «Ein paar Worte nach Mitternacht», 20.05 Uhr, SRF1
Wertung: Viereinhalb von fünf
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