Nächste Woche gibts nach der sehr langen Sommerpause endlich wieder einen neuen «Tatort» – mit der Bibi aus Wien, worauf man sich in der Regel freuen kann. Deshalb hier zum letzten Mal die Freestyle-Krimikolumne, dafür aber mit einem Leckerbissen respektive einer Leckerlektüre, die ich mir extra zum Schluss aufgespart habe. Zum Dessert eine Leiche, sozusagen.
Ermitteln unter erschwerten Umständen
Ich sag nur: Max Annas. Der 57-jährige Kölner mit jahrelanger DDR- und Südafrika-Erfahrung wird nahezu für jedes seiner Bücher mit Krimipreisen überhäuft – unter anderem viermal mit dem Deutschen Krimipreis. Einige seiner Krimis spielen denn auch in Südafrika, seine zwei letzten, um den Oberleutnant Otto Castorp von der Morduntersuchungskommission, in Gera, kurz vor dem Ende der DDR. Dort wird im aktuellsten Buch ein übel zugerichteter Mosambikaner auf Bahngeleisen gefunden. Alles weist auf ein rassistisch motiviertes Verbrechen hin. Doch solche Verbrechen gibt es in der DDR nach offizieller Lesart nicht und dürfen deshalb nicht sein. Castorp ermittelt trotzdem – und gerät bald ins Beobachtungsfeld der Stasi.
In der wahren Meinungsdiktatur
Nicht nur sind alle Annas-Bücher empfehlenswert, rasant geschrieben, spannend und atmosphärisch dicht, gerade die zwei aktuellen Bücher erfahren in heutigen Zeiten eine wohl nicht beabsichtigte Aktualität: Wer angesichts der Pflicht zum Maskentragen, um andere vor einer möglicherweise tödlichen Krankheit zu schützen, seine «demokratischen Grundrechte» oder seine «Freiheit» bedroht sieht, der lese doch bitte Annas’ «Morduntersuchungskommission»-Reihe. Da wird schnell klar, wie eine «Meinungsdiktatur» wirklich aussieht.
Max Annas: Morduntersuchungskommission: Der Fall Teo Macamo
Rowohlt, erschienen am 21.7.2020, Taschenbuch ca. 18 Fr.