Die lakonisch-melancholischen Borowski-«Tatorte» gehören oft zu meinen Lieblingsfolgen – meist sind sie atmosphärisch dicht, sehr selten etwas langwierig, oft auch etwas rätselhaft. Nun ist ein Krimi zwar immer ein Rätsel, das der Ermittler und der Zuschauer lösen müssen, in dieser Folge liegt aber einem rätselhaften Verhalten ein noch tieferes Geheimnis zugrunde.
Friede, Freude – Schraubenzieherstich
Scheinbar unvermittelt greift eine Polizeischülerin während einer Übung im Vorlesesaal ihren Kommilitonen an. Mit einem Schraubenzieher, der zufälligerweise rumlag. Wiederholt und tödlich. In der Folge ist sie verwirrt, hört anscheinend Stimmen, die nicht da sind, und kann sich an nichts erinnern. Am Tag zuvor musste sie zudem mitansehen, wie eine junge Frau vom Dach sprang – aus nächster Nähe. Bald schon stellt sich heraus, dass die Polizeischülerin die Selbstmörderin gut gekannt haben muss.
Hä?
Borowski tappt sich Schritt für Schritt zur Lösung des Geheimnisses – und wenn man als Zuschauer im Nachhinein denkt: «Hä? Wer hat jetzt was, und warum genau ist der andere dafür jetzt tot?» und einem der ganze Plot dann doch etwas gar gekünstelt vorkommt (eine abschätzige Phrase löst in der Polizeischülerin die katastrophale Reaktion aus), so macht das nicht viel: Die Schauspieler, allen voran Soma Pysall, welche die Täterin Nasrin spielt, tragen einen locker über da und dort auftretende Plot-Untiefen hinweg.
Und so wird diese Borowski-Folge wegen dieser bleibenden Rätsel zwar nicht zu meinen Lieblingsfolgen gehören, aber sehenswert ist sie allemal.
Borowski und der Fluch der weissen Möwe, SRF1, 20.05 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf