Manchmal, wenn auch recht selten, freut man sich in Ermangelung eines «Tatorts» auch auf den «Polizeiruf 110». Oft, wenn Olga Lenski (Maria Simon), die mit dem hübschen Zopf, und ihr polnischer Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz), der mit dem scharf geschnittenen Gesicht, ermitteln.
Rein zufällig sind alle fanatisch
Eigentlich schade, wird man Lenski nur noch einmal im Herbst sehen – obwohl: Nimmt man die Qualität dieser Story zum Massstab, wird verständlich, weshalb sie den Job an den Nagel hängt. Mit nichts Minderem als einer veritablen jungfräulichen Empfängnis und gleich noch obendrauf einem medizinischen Wunder wedelt dieser Polizeiruf unbedarft handlungsmässig herum – ohne je eine Erklärung oder irgendeine Reflexion zum Thema zu liefern.
Dafür dürfen nicht nur eine, sondern gleich mehrere religiös komplett verblendete Personen auftreten. Nun sind religiös fanatisch gepolte Kreise natürlich eine Realität. Hier handelt es sich aber nicht um eine Betgruppe oder um eine Sekte, nein, all die Religionsfanatiker treffen gspässigerweise rein zufällig aufeinander.
Man kann sich ziemlich gut vorstellen, wie so eine Geschichte entsteht. Es ist keine schöne Vorstellung.
Das Ganze wirkt, als hätte einer am TV-Kreativitätsschreibtisch gesagt: «Komm, wir machen was mit Religion.» Und der andere: «Au ja, was fällt dir dazu Krasses ein?» – «Exorzismus?» – «Super! Nehmen wir!» – «Jungfräuliche Empfängnis?» – «Bauen wir ein!» – «Wunder?» – «Ja, klar!» – «Reinkarnationswahn?» – «Rein mit!» Nur Stigmata fehlen in diesem Potpourri aus dem Süsswarenladen der Religionsklischees.
Fazit: Der Drehbuchautor muss zu seinem Diplom gekommen sein wie die Jungfrau zum Kind.
Polizeiruf 110: «Heilig sollt ihr sein!», Das Erste, 20.15 Uhr
Wertung: Zwei von fünf