Am Anfang, nur am Anfang dieses Schdgrrdr, Verzeihung, Stuttgarter «Tatorts» denkt man sich: Ach nee. Bitte. Denn Lannert (Richy Müller) ist auf einem unfreiwilligen Drogentrip, was natürlich jeden Kameramann in die Versuchung führt, allerlei Kameratricklis einzubringen. Und geneigte Leser dieser Kolumne wissen langsam, was ich von oft leider filmschulmässig daherkommenden Kameratricklis halte: ein grosses Nichts.
Zu Beginn nervt auch der kaum verständliche Schdgrrdr-Dialekt, der von einigen Charakteren gesprochen wird. Er wird aber bald zu einem komischen Element: «Du bischd zu güüd für diese Weld, Dieda (Dieter)», sagt eine kriminelle Ehefrau zu ihrem ehrlicheren Mann – um sogleich zu ihrem Sohn gewandt anzufügen: «Und du zu bleed.»
Die Geschichte wird immer besser
Auch die Geschichte wird besser, versprochen. Denn die könnte ebenfalls einem irren, klamaukigen Drogentrip entsprungen sein – in güüder Ardd und Weise. Schweinezüchter kommen vor und halb zahme Tiger. Einer davon heisst «Lucky». Und eine goldene Uhr spielt eine Rolle, als Beweisstück. Was zu folgenden schönen Dialogzeilen führt:
Bootz (Felix Klare), zu halb debilem Verbrecher: «Woher haben Sie diese Uhr?» Halb debiler Verbrecher: «Die? Die hadd der Löcky 'nausgschisse. I hab die saubergmachd. Die läufd einwandfrei. Bloss dr Segundezeiger, der bleibd ab und zue hänga.» Vater des halb debilen Verbrechers: «I bin ned dei Vader. Des muass a andre gwese sei.»
Wer, wie Drehbuchautor Wolfgang Stange, so etwas schreiben kann, ist ein Meister seines Fachs. Nur schon für diese Dialogzeilen muss man diese Folge sehen.
«Tatort»: «Die Nacht der Kommissare», SRF 1, 20.05
Wertung: Dreieinhalb von fünf