«Redaktor versucht, mich als junge Praktikantin zu küssen. Muss mich körperlich wehren. Er versucht es genau gleich bei der nächsten Praktikantin. Er sitzt immer noch in Leitungsfunktion beim SRF.» Mit diesen Worten machte Journalistin Patrizia Laeri (45) öffentlich, dass auch sie sexualisierte Übergriffe als Journalistin erlebt hat.
Lange hat das SRF zu diesen Vorwürfen der Wirtschaftsmoderatorin, die sich mittlerweile selbständig gemacht hat, geschwiegen. Nach Abschluss einer internen Untersuchung wendet sich die Führungsetage nun an die Öffentlichkeit – und sagt: «Laut Untersuchungsbericht konnte die externe Fachstelle aufgrund der widersprüchlichen Aussagen der Befragten nicht abschliessend klären, wie sich das damalige Treffen vor 20 Jahren abgespielt hat und wie es überhaupt dazu gekommen ist.» Bei der Befragung habe sich zudem herausgestellt, dass sich der Vorfall nicht am Arbeitsplatz ereignet hat.
Weiter heisst es im Statement: «Der Vorwurf der sexuellen Belästigung konnte nicht bestätigt werden. Auf Empfehlung der Fachstelle sind in diesem Zusammenhang deshalb keine weiteren Massnahmen nötig.»
Fünf weitere Beschwerden eingegangen
Insgesamt hätten sich fünf weitere Mitarbeitende mit Vorwürfen gegen die nicht namentlich genannte Person gemeldet. Drei dieser Meldungen konnten bereits abschliessend untersucht werden. Bei zwei Meldungen, die erst später eingetroffen sind, laufen noch die entsprechenden Untersuchungen der externen Fachstelle. SRF betont: «Keine dieser fünf weiteren Vorwürfe bezieht sich auf sexuelle Belästigung.»
Patrizia Laeri erklärt auf Nachfrage von Blick: «Ich gehe von schweren Verfahrensmängeln bei der Untersuchung aus und habe bereits ein Gesuch um Akteneinsicht gestellt, um den Bericht und das Verfahren juristisch prüfen zu lassen. So wurden im Rahmen der Untersuchung beispielsweise unter anderem Zeuginnen, die ich benannt habe, nicht befragt. Sobald ich den Bericht geprüft habe, werde ich informieren.»
Noch bis am 6. April können sich weitere mögliche Opfer bei der externen Fachstelle melden. Ob danach Konsequenzen folgen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Chefs am Leutschenbach betonen: «Bei SRF gilt bei sexueller Belästigung und bei sexistischem Verhalten Nulltoleranz.»