Wegen sexueller Belästigung – SRF leitet Untersuchung ein
Patrizia Laeri erhebt schwere Vorwürfe gegen SRF-Mitarbeiter

Patrizia Laeri ist Wirtschaftsjournalistin, Unternehmerin und arbeitete beim SRF. Nun macht sie öffentlich, dass sie während ihres Praktikums beim Schweizer Fernsehen sexuell belästigt wurde.
Publiziert: 07.02.2023 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2023 um 15:42 Uhr
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Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri erhebt schwere Vorwürfe gegen einen SRF-Mitarbeiter.
Foto: SRF/Oscar Alessio

«Redaktor versucht, mich als junge Praktikantin zu küssen. Muss mich körperlich wehren. Er versucht es genau gleich bei der nächsten Praktikantin. Er sitzt immer noch in Leitungsfunktion beim SRF.» Mit diesen Worten macht Journalistin Patrizia Laeri (45) öffentlich, dass auch sie sexualisierte Übergriffe als Journalistin erlebt hat.

Der Fall Finn Canonica (57), der über 17 Jahre den Posten als Chefredaktor beim «Magazin», der Samstags-Beilage des Tages Anzeigers, hat eine Welle losgetreten. Zahlreiche Journalistinnen berichten von ihren Erfahrungen mit Machtmissbrauch, Mobbing und sexueller Belästigung auf Schweizer Redaktionen. Die bekannteste Stimme ist wohl die von Patrizia Laeri.

Mobbing und Machtmissbrauch

Die Journalistin Anuschka Roshani (56) schrieb in einem Gastbeitrag des deutschen «Spiegel», wie sie über Jahre Canonicas sexistischem Verhalten, Mobbing und Machtmissbrauch ausgesetzt war. Vom Mutterkonzern der TX Gruppe, der Tamedia, die Verlegerin des Tages Anzeigers, angehört, bekam sie trotz mehrfacher Beschwerden keine Hilfe.

Patrizia Laeri hat den Vorfall, der vor vielen Jahren passierte, nicht gemeldet, wie sie im Gespräch mit «Watson» erklärt: «Es ist in meinen ersten Wochen bei SRF passiert. Ein Redaktor hat mir Hilfe angeboten. Als wir alleine in einem Raum waren, probierte er plötzlich, mich zu küssen. Ich habe gesagt: Nein, bitte hör auf, bitte hör auf! Er hat entgegnet: doch. Trotz mehrerer Neins hat er es weiter versucht, bis ich ihn weggestossen habe. Ich musste mich körperlich wehren.»

SRF will den Fall untersuchen

Sie sei in einer Schockstarre gewesen und habe nicht gewusst, an wen sie sich hätte wenden sollen, so Laeri weiter. Sie habe auch nur einer Person von dem Vorfall erzählt, einer anderen Praktikantin und dieser sei es ähnlich ergangen. «Bei ihr hat er es auch versucht. Es war offenbar seine Masche.»

Die Äusserungen der Wirtschaftsjournalistin sei beim SRF mit «grossem Bedauern zur Kenntnis» genommen worden, sagt Gerhard Bayard, Leiter HR & Change beim SRF zu «Watson». So sehr, dass das Schweizer Fernsehen nun eine Untersuchung eingeleitet hat, wie Bayard gegenüber «20 Minuten» deutlich macht: «Die geschilderten Vorfälle werden sorgfältig und gemäss einem klar definierten Prozess aufgearbeitet.» Zu den Gesprächen und Prozessen könne man keine Angaben machen und es gelte die Unschuldsvermutung, sagt der Leiter HR weiter.

Ein Gespräch zwischen «einer ehemaligen Mitarbeiterin» und dem SRF aber habe bereits stattgefunden, mehr will Bayard dazu nicht sagen. Der Austausch sei vertraulich und werde nicht weiter kommentiert. Dennoch, so heisst es klar: «Bei SRF gilt bei sexueller Belästigung und bei sexistischem Verhalten Nulltoleranz. SRF verurteilt jegliches Verhalten, das die persönliche Integrität unserer Mitarbeitenden verletzt.» (grb)

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