Ein beliebter Chef ist er wohl nie gewesen. Schon bei einer Mitarbeiterumfrage beim SRF im Jahr 2015 erreichte Ruedi Matter keine guten Werte. Doch nun, nach der No-Billag-Initiative, mehren sich die Anzeichen, dass ihm im Umgang mit Untergebenen das richtige Händchen fehlt. Bei einer internen Info-Veranstaltung nach No Billag, einem Sieg, bei dem man sich gerne auf die Schulter klopft, hatte der SRF-Boss nichts Besseres zu tun, als seine Leute zu deckeln. Sie hätten sich unprofessionell verhalten. Möglicherweise ist er dabei, es sich endgültig mit ihnen zu verderben.
Harsche interne Kritik
In einem internen Kommunikationskanal des SRF äusserte Beat B., laut BLICK-Informationen ein Mitarbeiter der «DOK»-Redaktion, seinen Unmut deutlich. Nach der No-Billag-Abstimmung brauche SRF einen Neuanfang, schoss der Mitarbeiter gegen Matter. Den Chef bezeichnete er im Umgang als «herablassend, zynisch und wenig geeignet, Sympathien für das Unternehmen zu wecken». Der Beitrag soll 200 Likes generiert haben – eine Meinungsäusserung, die wohl Mut erfordert. Denn gefragt, was in ihrem Betrieb eigentlich los sei, wehren Mitarbeiter händeringend ab, sich öffentlich zu äussern.
Ein weiterer – von den Mitarbeitern als solcher empfundene – Affront war Matters Rüffel für «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz (48). Dieser hatte in der Sendung vom 21. Februar vor laufender Kamera seinen Verdienst von 130'000 Franken offengelegt. Die Öffentlichkeit mag so etwas. Doch Matter ermahnte Brotz per Haus-Mail, man solle sich vor solchen Aktionen bitte künftig absprechen.
Ein heftig diskutiertes Thema ist auch die mögliche Pensionierung Matters. Er wird am 24. Oktober 65. An der besagten Personalveranstaltung fragte Moderator Ueli Schmezer (56) folglich Matter nach dessen Zukunftsplänen. Matter gab zu verstehen, er habe «noch das eine oder andere Projekt» in petto, das er über das Rentenalter hinaus erledigen wolle, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». Das ginge durchaus: Ist der SRG-Verwaltungsrat einverstanden, können Kadermitarbeiter bis 70 im Amt bleiben.
Erschwerend kommt hinzu, dass Anfang Woche die Ankündigung von SRG-Direktor Gilles Marchand (56), 100 Millionen einsparen zu wollen, die Belegschaft aufscheuchte. «Aus unserer Sicht beabsichtigt die SRG eine Massenentlassung», befürchtete SSM-Zentralsekretär Jérôme Hayoz gegenüber BLICK.
Roman Kilchsperger geht
SRF-Sprecher Stefan Wyss sagt zu den Vorgängen lediglich: «Kritik ist bei SRF jederzeit möglich, sei dies an Entscheidungen der Geschäftsleitung oder am Direktor. Die offenen Diskussionen an Mitarbeiterveranstaltungen oder über andere interne Kommunikationskanäle sind der beste Beweis dafür.» Interne Diskussionen würden «nicht weiter» kommuniziert. Betreffs Matters Pensionierung gibt er die Auskunft, dass Matter in den Wochen nach der Abstimmung «mit SRG-Generaldirektor Gilles Marchand das weitere Vorgehen besprechen» werde.
«Top Secret»-Moderator Roman Kilchsperger (47), ein Aushängeschild des Senders, braucht das nicht mehr zu kümmern: Er geht. Ab August übernimmt er die Moderation der Champions League bei Teleclub.
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