Weil er seinen 130'000-Fr-Lohn offenlegte
SRF-Boss Matter rüffelt «Rundschau»-Brotz

Nur wenige Tage vor der No-Billag-Abstimmung verriet Sandro Brotz seinen Lohn. Sein Chef reagierte prompt mit einem Mail an die ganze Belegschaft.
Publiziert: 10.03.2018 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 03:10 Uhr
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SRF-Boss Ruedi Matter rüffelte Sandro Brotz.
Foto: Thomas Meier
Moritz Kaufmann

Die No-Billag-Initiative endete am letzten Sonntag mit ­einem Triumph für die SRG: Fast 72 Prozent der Stimmbürger stärkten den öffentlich-rechtlichen Sendern den Rücken. Doch wie ein internes E-Mail von SRF-Direktor Ruedi Matter (64) an seine Mitarbeiter beweist, lagen die Nerven am Leutschenbach Tage vor der Abstimmung blank. Das Rundschreiben liegt SonntagsBlick vor.

In der Sendung vom 21. Februar legte «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz (48) vor laufender Kamera seinen Verdienst offen. Er wollte Transparenz schaffen, nachdem in einem Beitrag exorbitante Arzt­löhne angeprangert worden waren, so der TV-Star. Seine 130'000 Franken Jahreslohn waren danach tagelang Thema.

Ruedi Matters E-Mail zeigt: Der SRF-Direktor fürchtete sich nach dem Lohn-Outing von Moderator Sandro Brotz vor Negativ-Schlagzeilen.

Am Morgen danach griff BLICK das Thema auf, andere Medien folgten. Bereits am Mittag des 22. Februars um 12.34 Uhr schrieb Direktor Matter an seine Belegschaft: «Verzichtet auf spontane Einzelaktionen!» Tage vor der Abstimmung über No Billag werde alles, was das SRF tue oder lasse, mit grösster Aufmerksamkeit wahrgenommen. Und «nicht in jeden Fall zu unserem Vorteil ausgelegt».

Die Aktion war intern abgesprochen

Laut SonntagsBlick-Informationen war Brotz’ Vorgehen allerdings keine Einzelaktion, sondern zumindest mit seinen unmittelbaren Vorgesetzten abgesprochen. Intern wird Matters E-Mail als Rüge an Brotz gewertet. Der Moderator selbst will sich nicht äussern.

Matter betont in einem Schreiben an SonntagsBlick: «Sandro ist von mir nicht gerügt worden. Selbstverständlich habe ich mich mit ihm direkt ausgetauscht – in durchaus kollegialem Ton.» Doch Matter lässt durchblicken, was er von der Aktion des Moderators hält. «Die SRG hat die Lohnstrukturen des Unternehmens schon lange transparent gemacht. Sandro Brotz’ Aussage zu seinem Lohn enthielt somit keine Neuigkeit.»

Matter will sich nicht pensionieren lassen

Zwar hatte die Episode wohl kaum Einfluss auf das Ergebnis der Abstimmung. Doch Matters Einschreiten gibt weiterhin zu reden. Am Donnerstag machte die «NZZ» ­publik, dass sich der SRF-Direktor nicht wie angekündigt dieses Jahr pensionieren lassen will, sondern an seinem Posten festhält – ein Affront für alle SRF-Mitarbeiter, die sich nach dem nervenaufreibenden No-Billag-Abstimmungskampf einen Neuanfang gewünscht hatten.

Die SRG-Spitze hat allerdings bei Matters Pensionierungsplänen ein Wörtchen mitzureden. Und dass sie an ihm festhält, gilt gegenwärtig nicht als sicher.

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