«Es ist jedes Mal ein grosser Kraftakt»
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Sarah Spale von «Wilder»:«Es ist jedes Mal ein grosser Kraftakt»

Sarah Spale zum Ende der SRF-Serie «Wilder»
«Das Ende bringt auch Erleichterung»

Seit 2017 und dem Start der SRF-Serie «Wilder» gehört die Baslerin Sarah Spale zu den grossen TV-Lieblingen der Schweiz. Wie nah ihr die Figur der Rosa Wilder gegangen ist und wie ihre Zukunft nach dem baldigen Ende des Quotenhits aussieht, verrät sie im Interview.
Publiziert: 26.12.2021 um 01:01 Uhr
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Zurück in Oberwies: Die beiden «Wilder»-Hauptdarsteller Sarah Spale als Rosa Wilder und Marcus Signer als Manfred Kägi in der vierten und letzten Staffel unter der Regie von Claudio Fäh. Gedreht wurde wie in Staffel 1 im Glarnerland. Die Staffeln 2 und 3 spielten im Jura.
Foto: SRF/Pascal Mora
Jean-Claude Galli

Am 4. Januar 2022 beginnt die vierte und letzte Staffel von «Wilder» (jeweils dienstags, 20.05 Uhr, SRF 1). SonntagsBlick hat Hauptdarstellerin Sarah Spale (41) im Basler Kult Kino Atelier zum Interview getroffen.

SonntagsBlick: Frau Spale, wie gross sind die Wehmut und der Abschiedsschmerz?
Sarah Spale: Das kann ich noch nicht genau sagen, weil einerseits die Dreharbeiten ja schon lange abgeschlossen sind und ich Rosa Wilder habe gehen lassen. Andererseits aber steht die Ausstrahlung der abgedrehten Staffel kurz bevor, und der eigentliche Abschluss erfolgt noch. Grundsätzlich bin ich froh und dankbar, dass ich bei «Wilder» dabei sein durfte. Und ich bin sehr gespannt auf diese finale Staffel, auch weil ich sie im Ganzen bisher noch gar nicht gesehen habe.

Aus Ihren Worten spüren wir auch eine ganz leichte Erschöpfung ...
Klar bringt das nahende Ende auch Erleichterung. Es war teilweise ein Kraftakt, den wir stemmen durften, aber auch mussten, um all die Erwartungen an diese Staffel erfüllen zu können. Verstehen Sie mich richtig: «Wilder» war nie eine Last für mich. Ich war gerne Teil dieser Serie und hatte eine tolle Zeit. Es ist nicht die Wehmut, die überwiegt, sondern die Dankbarkeit, dieses Gemeinschaftsgefühl über all die Staffeln hinweg bewahren zu können. Dankbarkeit auch für den Erfolg und den Zuspruch, den wir erfahren haben.

Wie weit ging Ihre Identifikation mit der Rolle? Träumten Sie manchmal als Rosa Wilder?
Ich hatte während dieser Zeit den interessanten Vergleich mit meiner Rolle im Film «Platzspitzbaby», der Anfang 2020 in die Kinos kam. Das verfolgte mich viel mehr, inklusive körperlicher Symptome. Ich hatte Rückenweh und träumte, mir würden die Zähne ausfallen. Bei «Wilder» war dies weniger intensiv. Aber mit zunehmender Dauer habe ich schon auch gemerkt, wie ich und Rosa vermehrt ineinanderflossen. Ich musste mir in der vierten Staffel nicht mehr überlegen, wie sie sich bewegt, sondern habe es über die Zeit verinnerlicht. Ich mag meine Figuren und lasse mein Leben ebenso gerne durch sie bereichern. Aber ich sehe jetzt nichts an Rosa, dass ich unbedingt übernehmen möchte. Die Rolle zeigte mir eher auf, dass ich es schätze, das Herz auf der Zunge zu haben und nicht wie sie alles in sich hineinzufressen. Es ist gut, sind wir so verschieden.

Ist Ihr Mitspracherecht an der Rollengestaltung seit den Anfängen 2017 gewachsen?
Es ging stets darum, diese Rolle für mich zu emanzipieren. Es waren ja vier Männer, die sie schrieben. Wenn ich sagte, aus meiner Sicht müsste ein Detail anders sein, stiess ich auf Gehör. Da hatte ich meine Möglichkeiten zur Einflussnahme, wofür ich dankbar bin. Bei der Drehbuchentwicklung war ich nicht dabei, was aufgrund der Zeit und Arbeitsstruktur aber auch gar nicht realisierbar gewesen wäre.

Hat Sie die Rolle in Ihrer Karriere-Entwicklung auch blockiert?
Ich hatte Glück, dass «Platzspitzbaby» zeitgleich zur dritten Staffel erschien, und ich 2020 auch im Drama «Von Fischen und Menschen» von Stefanie Klemm zu sehen war. So konnte ich meine Bandbreite zeigen und war in den Augen des Publikums nicht «nur» auf die Rolle der Kommissarin abonniert. Aber weil ich meine Karriere grundsätzlich nicht plane, hatte ich nie das Gefühl, «Wilder» würde mir etwas verwehren. Zentral war die Freude, dabei zu sein. «Wilder» hat mir eher weitere Türen geöffnet als welche zugeschlagen.

Ohne schon zu viel vom Ende zu verraten: Wie lautet Ihre Interpretation?
Mir gefällt, dass Rosa im letzten Moment doch noch einen Entwicklungsschritt macht, den sie vorher vier Staffeln lang nicht hinbrachte – sich von Oberwies zu lösen. Wohin diese Bewegung geht, möchte ich jedem zur Interpretation frei lassen. Wichtig war, sich zu fragen: Was zieht sie immer wieder dorthin und warum kann sie nicht mit ihrer Vergangenheit Frieden schliessen? Woher kommen all der Frust und die Wut? Ich finde es toll, dass sie in dieser Staffel bereit ist, das Schwere anzupacken und es auch loszulassen. Sie funktioniert, wie wir alle, stark über Prägungen. Bei ihr kam zusätzlich noch etwas sehr Verbissenes dazu. Nun ist sie plötzlich frei und kann ihr Leben gestalten. Und eventuell wäre in einigen Jahren ja sogar ein Revival der Serie möglich ... irgendwo am Strand, in den Ferien. Einfach Schnee und Kälte müssten nicht mehr sein.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?
Ich unterrichte zurzeit als Stellvertreterin an einer Schule, also auf einer etwas kleineren Bühne als bei «Wilder» (lacht). Und für den kommenden April habe ich ein neues Filmprojekt, bei dem die Details aber noch nicht spruchreif sind. Mir geht es also gut.

Die Pandemie hat Ihre künstlerische Persönlichkeit nicht beschädigt?
Es war ein grosses Glück für mich, die Konstante «Wilder» zu haben und trotz Pandemie weiter drehen zu können. Und weil ich mir zu Beginn des Lockdowns 2020 mein Knie kaputt machte, hätte ich sowieso pausieren müssen. In der Pandemie sind aber sicher viele Projekte aufgeschoben worden, und das ganze System des kulturellen Lebens wurde blockiert und hat sich verlangsamt.

Mit Ihrem Knie ist alles wieder im Lot?
Jetzt wieder ja. Ganz so wie früher wird es aber nie mehr sein. Doch das liegt auch buchstäblich in der Natur der Sache. Sich genau mit 40 zu verletzen, ist gemein. Jeder Arzt und jeder Physiotherapeut sagen dir dann: «Frau Spale, Sie sind nun halt auch nicht mehr die Jüngste.» Bäng! Das musste ich mir ein ganzes Jahr lang anhören (lacht) – abgesehen davon bin ich wieder voll in Form.

Basler Publikumsliebling

Schon für ihre erste TV-Rolle wurde Sarah Spale (41) 2003 im Mutter-Tochter-Drama «Dilemma» mit einer Nomination für den Schweizer Filmpreis bedacht. International für Aufsehen sorgte die Baslerin 2013 im Film «Nachtzug nach Lissabon» von Oscar-Preisträger Bille August (73). Der Westschweizer Regisseur Pierre Monnard (45) realisierte mit ihr ab 2017 die ersten beiden Staffeln «Wilder» und die Bestseller-Verfilmung «Platzspitzbaby», die 2020 zum letzten Schweizer Kassenschlager vor Corona wurde. Im Januar 2021 lief die dritte Staffel von «Wilder», im Oktober dieses Jahres kündigte das SRF das Ende des Quotenhits mit Staffel 4 an. Sarah Spale ist mit dem Sportlehrer Philipp Spale (45) verheiratet und hat zwei Söhne.

Schon für ihre erste TV-Rolle wurde Sarah Spale (41) 2003 im Mutter-Tochter-Drama «Dilemma» mit einer Nomination für den Schweizer Filmpreis bedacht. International für Aufsehen sorgte die Baslerin 2013 im Film «Nachtzug nach Lissabon» von Oscar-Preisträger Bille August (73). Der Westschweizer Regisseur Pierre Monnard (45) realisierte mit ihr ab 2017 die ersten beiden Staffeln «Wilder» und die Bestseller-Verfilmung «Platzspitzbaby», die 2020 zum letzten Schweizer Kassenschlager vor Corona wurde. Im Januar 2021 lief die dritte Staffel von «Wilder», im Oktober dieses Jahres kündigte das SRF das Ende des Quotenhits mit Staffel 4 an. Sarah Spale ist mit dem Sportlehrer Philipp Spale (45) verheiratet und hat zwei Söhne.

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